Seligenstädter Kaufmannszug

Der historische Kaufmannszug zieht von Augsburg bis nach Seligenstadt
und macht am 11. und 12. Juni wieder Station in Tauberbischofsheim.

Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts waren die letzten Züge mit Kaufleuten auf den beiden Handelswegen
von Augsburg und Nürnberg kommend, Richtung Frankfurt zur Messe unterwegs. 2002 gründete sich
in Seligenstadt, dem letzten Rastort vor Frankfurt, der Arbeitskreis Kaufmannszug. Am 31. Mai 2003
startete erstmals nach über 200 Jahren wieder ein Zug mit Kaufleuten und ihrem Geleit von Nürnberg
in Richtung Frankfurt.

Am 1. Juni begab sich der Kaufmannszug von Augsburg aus, auf den Handelsweg Richtung Frankfurt
begeben. Für zwei Wochen begeben sich jeweils rund 170 Personen in ihren historischen Gewandungen,
mit 44 Pferden und 18 Fuhrwerken, in das Abenteuer einer „Geleitsreise" des 18. Jahrhunderts.
Am 15. Juni werden sie nach rund 340 Kilometern ihr Ziel Seligenstadt erreichen. Insgesamt werden
dann etwa 250 Personen an dieser Reise teilgenommen haben.

Der Anfang eines solchen Projekts besteht immer in der Aufarbeitung der geschichtlichen Begebenheiten
sowie der Wegführung, so die Organisatoren. Unter Mitarbeit eines Historikers wurden Recherchen betrieben
und die genaue Route ausgearbeitet. Unter Berücksichtigung der Belastbarkeit der Pferde wurden dann
die Tagesetappen geplant. Gezogen werden die Fuhrwerke beim Geleitszug vorwiegend
von schweren Warmblütern.

Der Kaufmannszug legte am Dienstag, 11. Juni, auf seinem Weg von Augsburg nach Seligenstadt unter lauten
„Jubel!"-Rufen Station in Tauberbischofsheim ein. Pünktlicher als mancher Zug der Bahn traf der Kaufmannszug
vor den Toren der Stadt ein. Nach der Übergabe des Geleitbriefs - alles muss seine (historische) Richtigkeit
haben - bahnte sich der farbenfrohe Tross unter „Jubel!"-Rufen seinen Weg hinauf zum Schlossplatz.
Man hatte die Wahl: Entweder konnte man sich ins Mittelalter zurückversetzt fühlen, glauben, Komparse
in einem Historienfilm zu sein, oder ganz einfach das seltene Spektakel genießen. Schließlich bietet sich
die Gelegenheit dazu nur alle vier Jahre.
Während es beim verspäteten Empfang in Unterwittighausen in Strömen geregnet hatte - unter anderem hatte
ein Pferd unterwegs ein Hufeisen verloren -, klappte in Tauberbischofsheim alles wie am Schnürchen,
und auch das Wetter „benahm" sich. Mit einer Fanfare vom Türmerturm herab begrüßten Gustav Endres
und Andreas Schreck die rund 150 gut gelaunten Mitglieder des Kaufmannszugs - neben den Pferden gehören
übrigens auch Hunde und ein Falke zum „Team".

Wohlmeinende Grußworte

„Jubel!"-Rufe gab es ebenso für die Auftritte des Tauberbischofsheimer Volkstanzkreises. Die Tänzer und
natürlich ebenso die Tauberfränkischen Heimatfreunde sorgten in vollem „Ornat" für ein noch prachtvolleres
Bild, als es der Kaufmannszug sowieso schon bot. Den wohlmeinenden Grußworten von Bürgermeister Wolfgang
Vockel, Richard Biegel, dem Vorsitzenden des Heimatbunds Seligenstadt, sowie Armin Schaupp in seiner Rolle
als Amtmann von Mainz, merkte man die über die Jahre gewachsene, enge Verbindung an. Zugführer Peter Rühl
zeigte sich im FN-Gespräch auch vom Reitclub Tauberbischofsheim sehr angetan. In der Reithalle konnte der
Kaufmannszug sein Nachtlager aufschlagen. „Der Club ist auf Zack", meinte er anerkennend.

Hoher Besuch aus der Partnerstadt

Zum ersten Mal erlebte Wolfgang Nolte das bunte Spektakel. Der Bürgermeister von Tauberbischofsheims
Partnerstadt Duderstadt genoss das Spektakel sichtlich. Gegenüber den FN meinte er: „Etwas Vergleichbares
haben wir in Duderstadt nicht. Ich bin begeistert, dass es möglich ist, eine solche Tradition zu leben
und zu erleben. Es beeindruckt mich, wie viele Bürger gekommen sind, um den Zug zu empfangen und Dankbarkeit
zu zeigen. Das ist toll und passt zu Tauberbischofsheim. Ich kann nur hoffen, dass es dieses Spectaculum
noch viele Male gibt." Über Eiersheim und Uissigheim ging es dann am Mittwoch weiter
nach Külsheim (wir berichten noch).

Am nächsten Tag, Mittwoch 12. Juni, macht der große Tross zum fünften Mal in Külsheim Station.
Der von Tauberbischofsheim kommende Zug macht gegen 13 Uhr in Eiersheim Rast. Danach zieht er
nach Külsheim weiter, wo die rund 185 Teilnehmer mit 19 Gespannen und knapp 50 Pferdengegen
gegen 17 Uhr auf dem Schlossplatz eintreffen sollen. Die Külsheimer wollen ihre Gäste mit Spezialitäten
verwöhnen, die bei der „Burgkurzweyl" auf der Speisekarte standen. Dabei wird bis 22 Uhr auf dem
Schlossplatz und im Schlossinnenhof gefeiert. Willkommen sind dazu alle Interessierten, die dazu
„gerne in ihre mittelalterliche Gewandung" schlüpfen dürfen, wie es in der Ankündigung
der Stadtverwaltung heißt. Am Donnerstag, 13. Juni, verlässt der Kaufmannszug gegen 9 Uhr
Külsheim in Richtung Eichenbühl.

© Fränkische Nachrichten, Mittwoch, 05./08. und 13.06.2019

Weitere Informationen zum Kaufmannszug gibt es unter www.kaufmannszug.com im Internet.