175 jähriges Jubiläum des Liederkranzes

Jubiläum - Männergesangsverein Liederkranz präsentiert in einer Ausstellung
viele interessante und seltene Exponate aus den letzten 175 Jahre

Spannende Geschichte um einen Bierkrug

Der Tradition verpflichtet, der Zukunft zugewandt: So präsentiert sich der Männergesangverein Liederkranz 1844
im Jubiläumsjahr. Mit einer Ausstellung im Schloss geben die Sänger einen Einblick in ihre bewegte Vergangenheit. Am Freitag, 14. Juni,  war Vernissage. „Viele haben zum Gelingen der Ausstellung beigetragen", erläuterte
Wolfgang Paetow. Als Mitglied des Führungstrios hieß er etliche Gäste bei der Ausstellungseröffnung auf der
Schlossdiele willkommen. Paetow würdigte besonders seinen Co-Vorsitzenden Herbert Vierneisel und
Irmgard Michel. Die stellvertretende Vorsitzende der Tauberfränkischen Heimatfreunde hat die Ausstellung
initiiert und konzipiert. Paetows Dank galt auch Julia Fröhleke für die Mitarbeit an der Festschrift.

Zur Vernissage zeichnete Dr. Hartmut Kraus die Situation zur Zeit der Vereinsgründung nach. In der kleinen historischen Skizze schilderte der ehemalige Vorsitzende, wie Schulrektor Johann Adam Schmitt in seiner Wohnung
im damaligen Riedernhof eine zunächst kleine Schar sangesfreudiger Männer um sich sammelte.
1851 fiel der „Bürgergesangverein" einem Verbot durch die Obrigkeit zum Opfer, weil man ihn als Träger nationaler
und liberaler Gedanken verdächtigte. 1859 erwachte er unter der Bezeichnung „Liederkranz" zu neuem Leben.
Die Mitgliederzahl nahm stetig zu.
Es entwickelte sich ein reges Vereinsleben. Das Besondere nach Kraus' Recherchen: „Hochgestellte Persönlichkeiten
und einfache Leute finden freundschaftlich und kameradschaftlich zusammen, singen und feiern gemeinsam,
hören sich gegenseitig zu." Zur damaligen Zeit sei das keine Selbstverständlichkeit gewesen.

Teil der Stadtgeschichte
„Tauberbischofsheim ist stolz, einen Verein mit einer solch langen Geschichte zu haben", erklärte Wolfgang Vockel.
Der Bürgermeister betonte in seinem Grußwort, dass der Männergesangverein einen wesentlichen Teil der
Stadtgeschichte darstelle und zugleich ein wichtiger Kulturträger der Kommune sei. Der Liederkranz ist, so Vockel,
an Jahren der älteste Verein der Stadt. Die Sänger sind seinem Eindruck zufolge aber sehr vital. Bei ihren Auftritten
versprühten sie Sanges- und Lebensfreude.
Beim Rundgang durch die Ausstellung zeigte sich Wolfgang Vockel beeindruckt von der hohen Qualität der ausgestellten Exponate. Die lange Vorbereitungszeit hat sich nach Ansicht des Stadtoberhaupts gelohnt.
„Die Ausstellung hat viele Besucher verdient", erklärte Vockel.
Eine Einführung gab Herbert Vierneisel. „Es ist klar, dass ein solch alter Verein viele wertvolle Stücke aus der
Vergangenheit besitzt, die nicht nur für den Verein, sondern für die ganze Region Zeitzeugen sind", meinte der
Co-Vorsitzende. Eines der „Schätzchen", die er vorstellte, war die zweite Vereinsfahne aus dem Jahre 1866.
Sie ist nach Vierneisels Angaben das „Prunkstück der Ausstellung". 2016 haben die Sänger sie bestandserhaltend
restaurieren lassen. Eine spannende Geschichte verbindet sich mit einem Bierkrug aus dem Jahre 1894. Damals
stiftete der Tauberbischofsheimer Geschäftsmann Otto Grön dem Verein zum 50-jährigen Bestehen einen
Drei-Liter-Humpen. Viele Jahre war er vergessen, bis 2006 sich ein Deutschamerikaner meldete, der den Krug
bei einer Auktion in Kalifornien entdeckt und ersteigert hatte. 2007 brachte er ihn selber nach Tauberbischofsheim
zurück.

Neben der ersten Vereinssatzung, Fahnenbändern und historischen Aufnahmen präsentiert die Ausstellung auch
wichtige Auszeichnungen, die dem Liederkranz im Laufe der Jahre verliehen wurden. So beispielsweise die
Schubert-Ehrenmedaille des Badischen Sängerbundes von 1952, die 1957 vom Bundespräsidenten Theodor Heuss
gestiftete Zelter-Plakette und aus dem Jahre 1999 die Conradin-Kreutzer-Tafel des Landes Baden-Württemberg
für herausragende Verdienste um die Musikkultur.

Schautafeln
Schautafeln sind Richard Trunk und Julius Baßler gewidmet. Trunk, dessen Namen die Musikschule trägt, war
Ehrenmitglied des Männergesangvereins, Baßler von 1972 bis 2000 dessen Chorleiter. Zahlreiche Lieder aus
seiner Feder gehören zum Repertoire des Liederkranzes. Bei der Ausstellungseröffnung trugen die Sänger mit
ihrer aktuellen Dirigentin Mechthild Geiger einige wie „Mein Tauberbischofsheim" oder „Im Liederkranz" vor.
Optimistisch blickt der Männergesangverein in die Zukunft. „Trotz altersbedingter Schwierigkeiten gibt es
Hoffnungszeichen", versicherte Herbert Vierneisel. Mit den Mini-Maxis gebe es eine zweite Gesangsgruppe,
mit der der Männergesangverein schon bei verschiedenen Anlässen aufgetreten sei. Ein vielversprechendes
generationsübergreifendes Chorprojekt war, so Vierneisel, das Weihnachtsmusical in der Martinskirche.

Besichtigen kann man die Ausstellung bis Anfang September zu den regulären Öffnungszeiten des Tauberfränkischen
Landschaftsmuseums im Kurmainzischen Schloss dienstags bis samstags von 14 bis 16.30 Uhr sowie sonn-
und feiertags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr. Dort wie in der Buchhandlung „Schwarz auf Weiß"
ist auch die Festschrift zum Jubiläum zu erwerben.

© Fränkische Nachrichten, Ulrich Feuerstein, Montag, 17.06.2019