Soiree

Goswin von Malllinckrodt hielt den Vortrag: "Götz von Berlichingen und die Gamburg im Bauernkrieg"

Zum Abschluss des Museumsjahres 2019 luden die Heimatfreunde zum vielschichtigen Thema "Bauernkrieg" ein,
der vor fast 500 Jahren für das gesamte Leben nicht nur für das Frankenland verheerende politische und ökonomische
Folgen hatte. Dem Vortrag ging eine "amerikanische Versteigerung", eines vom Kunstverein für die Jugendarbeit
im Museum gestifteten Bildes voraus.

Musikalisch von G. Endress und A. Schreck eingeleitet, begann nun der von K. Haug-Zademack angekündigte
Vortrag von Goswin von Mallinckrodt über die Gamburg inn Wort und Bild:
"Götz von Berlichingen und die Gamburg im Bauernkrieg"

Eigentlich ging es um die Frage, warum fiel die Gamburg nicht, wie die meisten Burgen, den Angriffen
und Zerstörungen der wütenden Bauernhaufen zum Opfer. Mit dem Blick aufs Konstanzer Münsters greift
G. v. Mallinckrodt zurück auf die Ereignisse während des "Konstanzer Konzils" (1414-18), die Verbrennung von
Johannes Hus, mit voraussehbaren politischen Folgen.

60 Jahre später: Hans, der Pfeiffer von Böhmen, klärt die nach Niklashausen strömende einfache ländliche
Bevölkerung auf über Unrecht, die materielle und menschliche Ausbeutung durch Fürsten uund Kirche;
und schließlich verkündet Martin Luther "von der Freiheit des Christenmenschen".
G. v. Mallinckrodt schildert nun, ausgehend von diesen Ereignissen, wie sich die von Oberschwaber Bauern
verfassten "12 Memminger Artikel", über Druckerzeugnisse zuerst im Schwarzwald und Württemberg
weiterverbreiten. Bauern u. ihre Anhänger schließen sich zu Kampfverbänden zusammen, z.B. dem Allgäuer Haufen,
Hellen Haufen und Schwarzen Haufen" - hier dem Tauberhaufen. Dazu scharten sich Reichsritter.
Sie sahen nach Erfindung des Schießpulvers, der Verdingung von Söldnertruppen zur Verteidigung, ihr Ansehen
und Existenz bedroht. Niederer Adel, wie Götz von Berlichingen, Franz von Sickingen, Ullrich von Württemberg,
Florian Geyer u.a. schlagen sich auf die Seite der einfachen Leute und Bauern, so G. v. Mallinckrodt,
dabei auch Pfarrer, Bürgermeister und Räte. Dagegen formiert sich die Vereinigung der geistlichen und weltlichen
Fürsten, der "Schwäbische Bund", in Sorge um ihre weltlichen Besitztümer und Rechte.

G. v. Mallinckrodt beschreibt hier die bauliche Entwicklung der Gamburg anhand zeitgenössischer Zeichnungen,
von der Stauferburg, den Zubauten, der Zwingerbefestigung, bis in die Neuzeit um 1600. Erbauer, Besitzer,
Herrschaften wechseln, vom Erzstift Mainz verpfändet, an die Herren von Stettenberg, von Seyfart, Johann von
Küchenmeister. Letzterer, um 1514 auch kurmainzischer Amtmann, wird Opfer von Götzens Raubzüge.
Seine Überfälle galten zunächst Kaufmannszügen, tabu waren Adel und die hohe Geistlichkeit, selbst unterwegs.
Dem Bund verpflichtet, behandelte er sie mit Zurückhaltung. Wie G.v. Mallinckrodt berichtet, geschieht nun der
ungewollte Überfall auf den Mainzer Gesandten Dr. Johann von Küchenmeister, von der Gamburg auf dem Weg
zum Bundestag nach Ulm. G.v.M. zitiert Götz: "Da hieb ich ein wenig über den Kopf, da er stark blutete,
gab ich ihm eine Blutwurzel in die Hand, mir wurde angst."
Götz brachte ihn, reumütig und vertröstet mit großen Zusagen, zu eines Edelmanns Haus. Von dort entführt ihn
jedoch M. Stumpf, der Amtmann in Schloss Krautheim.- Wutentbrannt sengt und brennt Götz v. Berlichingen
um Krautheim. Nichts hilft - Götz schreit nach oben zu Stumpf im Schloss vergeblich um des Edlen Herausgabe -
schließlich: "Er möchte mich hinten lecken".
G. v. Mallinckrodt berichtet von Verheerungen der Adelssitze und dem grausamen Plündern und Morden,
nun im Taubertal und Odenwald. Die Gamburg blieb verschont. Götz war nach der Bluttat von Weinsberg,
die Hatz auf Fürsten und Pfaffen gründlich leid, litten doch darunter auch Freunde und Verwandte.
Widerwillig übernimmt er noch einmal bei Buchen für 4 Wochen als Bauernhauptmann die Führung um "Schlimmeres" zu verhindern, denn er fühlt sich immer auch dem Schwäbischen Bund verpflichtet.
Unter Druck entwerfen F. Weigandt, ehem. 1515 Amtskeller in Bischofsheim, und der ehemalige Jurist Hipler,
jetzt Rat des Neckartäler Haufens, den "Miltenberger Vertrag", dann den Vertrag einer Reichsreform,
so von Mallinckrodt. Überstürzt, wegen gemeldeter Überfälle, platzen die Verhandlungen.

Mit dem vielsagenden Spottbild Albrecht Dürers aus dem Jahre 1525, "Parodie auf eine fürstliche Triumphsäule",
beendet Goswin von Mallinckrodt den geschichtlichen Überblick über den Bauernkrieg und die Gamburg.
Nach dazu passenden Klängen der Musiker bedankt sich K. Hauck-Zademack herzlich bei G.v.Mallinckrodt
und den Mitwirkenden. Mit einem gemütlichen Umtrunk klingt der Geschichts- und Heimatkundeabend aus.

Irmgard Michel