Soiree

Renovierung der Liobakirche als Bischemer Kleinod
Michael Bronold bei den Tauberfränkischen Heimatfreunden zu Gast

Ein interessanter Vortrag wartete am Freitag, den 26. Oktober, auf die Besucher der Soiree im Kurzmainzischen
Schloss. Vorsitzende Kerstin Haug-Zademack freute sich, unter zahlreichen Mitgliedern und Gästen
Josef Morschheuser als Vertreter der Stadt und Eberhard Bärtel begrüßen zu dürfen.
Der Abend wurde musikalisch von Schülern der Richard-Trunk-Musikschule, Michelle Fleming und Michael Stolz,
am Klavier umrahmt.

Mit dem Gerlachsheimer Restaurator Michael Bronold hatte man als Abschluss des Museumsjahres einen
interessanten und profunden Referenten gewinnen können. Sein Vortrag zur Liobakirche „das Schicksal eines
Bischemer Kleinods, die Restaurierungen von 1967/68 und 2018" zog die vielen Besucher in ihren Bann,
sind doch viele von Ihnen häufige Besucher der Liobakirche am Marktplatz.

Die Besucher merkten die Verbundenheit von Michael Bronold zu Tauberbischofsheim und zu diesem Juwel
gleich seinen ersten Sätzen an, nicht nur weil sein Vater vor genau 50 Jahren die Liobakirche schon einmal
restaurierte. Zunächst machte er einen Streifzug durch die Geschichte dieser Kirche zu Ehren der Heiligen Lioba.
Die Vorgängerkirche war zu klein geworden und wurde 1655 abgebrochen, die jetzige Kirche wurde am 14.10.1657
eingeweiht, 1823 ging sie in den Besitz der Stadt über und diente dann in erster Linie für Gymnasialgottesdienste.
Durch einen Brand schwer beschädigt und im zweiten Weltkrieg für andere Zwecke verwendet durchlebte sie
immer wieder schwere Zeiten, bis im Jahre 1965 die provisorische Nutzung ein Ende fand und die lang geplante
„große Renovierung" mit Bürgermeister Walter Grosch, Dekan Ludwig Mönch und Architekt Gustl Steffan
angegangen wurde, 1967 zunächst sogar mit Grabungen, 1968 dann weiter mit den Renovierungen.
Sein Vater Robert Bronold, der zusammen mit Bildhauer Lieb den Gesamtzustand als „fast trostlos" beschrieb,
ging das Werk an.
Zahlreiche Bilder zeigten die Liobakirche sowohl von außen als auch innen vor und nach der Renovation.
Deutlich gezeigt wurden Hohlräume, Regenwasserschäden, morsches Holz und sehr viele Risse. Bronold stellte
detailliert dar, wie mühevoll der Stuck abgenommen wurde, durch die andauernde Feuchtigkeit hatte er keine
Tragkraft mehr.
Die Sicherung der Gemälde bedeutete aufwändige Tätigkeiten, die bis zu 3 Jahren Zeit erfordern, zumal sie oft
mit Ölfarbe und Leim überstrichen waren. Oft werden bei solchen Renovierungen Fragmente stehen gelassen,
er sei aber froh, dass sie komplett wiederhergestellt wurden, schließlich sei die Liobakirche mit den liturgischen
Feiern eine „Gebrauchskirche". Die gesamte Renovierung sei eine logistische Meisterleistung gewesen,
leider könne bei solchen Arbeiten auch vieles „schiefgehen". So wurde die Liobakirche aber gerettet.
Mit vielen Details dieser Renovierungsarbeiten bis hin zum Aufbringen des Neugoldes wurden interessante
Einzelschritte solcher Renovierungen deutlich und sorgten danach auch für viele Nachfragen.

Leider war durch den Brand im Jahr 2016 eine erneute Renovierung notwendig. Erst ging man bei der
Schadensaufnahme von wenigen Arbeiten im vorderen Teil der Kirche aus, dann zeigten sich aber nicht nur
beschädige Gemälde, über die das Löschwasser gelaufen ist, sondern auch sehr heftige Rissbildungen
und auch Stuck hatte sich von Untergrund gelöst. Mit einem Wishab-Schwämmchen wurde alles mühevoll sauber
gemacht, detailliert schilderte er die Vorgehensweise. Dabei wurde auch deutlich, dass sich viel Ruß in der ganzen
Kirche festgesetzt hatte, die Arbeiten mit feinem Haarpinsel bei festgestelltem losen Putz, Spritzen,
Arbeiten mit Kopflupe gegen die Decke waren langwierig. Weiter zeigte er Bilder von Skulpturen, Figuren,
Gemälden vor und nach der Renovierung. So konnten die Besucher sich ein Bild machen, wie aufwändig
solche Renovierungen sind.

Kerstin Haug-Zademack war sich bei den Dankesworten an Michael Bronold für diese hochkünstlerischen Arbeiten
sicher, dass die Besucher die Liobakirche nun mit anderen Augen anschauen. Man müsse dankbar sein,
dass man eine so herrliche, nun wieder strahlende Kirche in dieser Stadt habe, die für viele Menschen auch geistliche
Heimat sei. Michael Bronold stand anschließend an einem Tisch mit seinen Gerätschaften für Fragen zur Verfügung,
wovon sehr intensiv Gebrauch gemacht wurde. Schließlich hat man selten einen Fachmann für diese Fragen
zur Verfügung.

Kerstin Haug-Zademack teilt noch mit, dass das Museum bis 1.11. geöffnet ist, dann beginnt die Winterpause
und nur am 2. und 3. Adventswochenende ist es für Ausstellungen geöffnet. Hierzu plant sie eine Ausstellung
mit alten Kinderbüchern und alten Spielen bis zum Jahr 1950. Spannend wären hier besonders auch Bücher
aus den „kritischen Zeiten", um zu sehen, wie damals auch Kinder letztlich manipuliert wurden.
Wer hier etwas beitragen kann, möchte sich mit Kerstin Haug-Zademack unter der Tel.Nr. 897734
in Verbindung setzen.

© Text und Bilder: Kurt Baumann