Frühjahrstagung des Arbeitskreises „Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken“

Die traditionelle Frühjahrstagung des Arbeitskreises „Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken"
fand in Tauberbischofsheim statt.

In der oberen Diele des Kurmainzischen Schlosses, vor einer Kopie der weltberühmten Kreuzigung
von Matthias Grünewald von 1524, begrüßte Friedrich König aus Kirchberg/Jagst, als Vorsitzender
des Arbeitskreises „Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken" zahlreiche Museumsleute zur Frühjahrstagung.
Im Anschluss daran ließ es sich Bürgermeister Wolfgang Vockel nicht nehmen, die historischen Besonderheiten
der Stadt ebenso wie des Tauberfränkischen Landschaftsmuseums zu erläutern.

Im Bericht des Vorstands wies der Vorsitzende darauf hin, dass Tauber-abwärts positive Entwicklungen
zu  registrieren seien:
„Das Albert-Sammt-Museum in Niederstetten wurde um ein Gottlob-Haag-Kabinett erweitert
und mit modernen Medien wird nun dort das Leben und Werk des weithin bekannten Schriftstellers
und Mundartautors präsentiert", führte König aus. „Auch die Stadt Waldenburg im Hohenlohe-Kreis will jetzt
wieder verstärkt im Arbeitskreis mitwirken mit der Darstellung ihres historischen Rundwegs und der Reaktivierung
ihres zuletzt geschlossenen Urweltmuseums."

Unterschiedliches Bild
Der Erfahrungsaustausch der Mitglieder zeigte ein sehr unterschiedliches Bild:
Ging es bei den großen Häusern bereits um die Projektierung der nächsten Weihnachtsausstellung,
kämpfen die kleinen, ehrenamtlich geführten Museen viel mehr mit der Überalterung ihrer Helfer
oder mit dem ausbleibenden Besuch von Schulklassen.

Museen, die das Eintrittsgeld abgeschafft haben, wie das Hällisch Fränkische Museum in Schwäbisch Hall
und neuerdings das Sandelsche Museum in Kirchberg, können zwar einen erheblichen Besucherzustrom feststellen,
privatwirtschaftlich geführte Häuser wie beispielsweise das Kriminalmuseum in Rothenburg ob der Tauber können
diesen Weg nicht gehen. Geschäftsführer Andreas Dürr von der Tourismusgemeinschaft Hohenlohe betonte
die gute Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis: „Kultur, Natur und Genuss sind die entscheidenden Faktoren,
die zunehmend Besucher in die Landschaft zwischen Tauber, Jagst und Kocher bringen. Hier ergänzt man sich
mit dem Arbeitskreis hervorragend."

Das Besichtigungsprogramm des Arbeitskreises war diesmal eine echte Mammutaufgabe.
Zunächst erläuterte Gernot Wamser den Tagungsteilnehmern die Besonderheiten der Peterskirche
in Tauberbischofsheim. „Sie ist die älteste Kirche im Ort, älter als die Stadt selbst und hat trotz ihrer einfachen
Architektur eine herausragende geschichtliche Bedeutung", betonte er. Das Tauberfränkische Landschaftsmuseum
im Kurmainzischen Schloss beeindruckte dagegen mit seinen vielfältigen Sammlungen von wertvollsten
spätgotischen Skulpturen und Tafelbildern bis hin zu kuriosen Objekten wie einer Labyrinth-Mausefalle
oder einer Propeller-Vogelscheuche.

Weiter ging es zur Gedenkstätte Synagoge nach Wenkheim, wo Kerstin Haug-Zademack das restaurierte Gebäude
und die Aktivitäten des Fördervereins vorstellte.
„Immerhin existierte dort schon seit dem 14. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde, der jetzige Synagogenbau mit
Frauenempore und Mikwe (Ritualbad) stammt jedoch von 1840. Nach dem Novemberpogrom 1938 geriet das Haus
in Vergessenheit und nur durch einen vorbeikommenden Lehrer, dem die hebräische Inschrift über dem Torbogen
aufgefallen war, konnte der ursprüngliche Zweck identifiziert und entsprechend wiederhergestellt werden",
erläuterte die Fördervereins-Vorsitzende.

Krönender Abschluss der Besichtigungstour war der Besuch der Burg Gamburg. Die Eigentümerfamilie von
Mallinckrodt empfing die Tagungsteilnehmer auf der Gartenterrasse, von wo aus man einen atemberaubenden Blick
ins Taubertal genießt. Der rekonstruierte Barockgarten „hinter der Burg" war für die Besucher aus dem Süden
des hohenlohisch-fränkischen Gebiets eine große und schöne Überraschung, genauso wie die einmaligen,
seit 1986 freigelegten romanischen Wandmalereien und Arkaden im Saalbau der Burg.
„Sie sind die ältesten profanen Wandmalereien nördlich der Alpen", erklärte Goswin von Mallinckrodt
nicht ohne Stolz. „Sie zeigen unter anderem Friedrich Barbarossa in zeitgenössischem authentischen Ambiente
- eine einmalige kunsthistorisch bedeutsame Anlage." 

Nächste Tagung im Herbst
„Die ganze Gegend liegt noch so ein bisschen neben draußen", meinte Theodor Heuß, erster Bundespräsident
von 1949 bis 1959, „und das macht sie einstweilen noch so erholsam, nahrhaft und behaglich".
Die Tagungsteilnehmer des Arbeitskreises konnten das in vollem Umfang bestätigen. Das galt laut Heuß übrigens
auch für den Hohenlohekreis, wo die nächste Tagung im Herbst stattfinden soll.

© Fränkische Nachrichten, 02.05.2018