Bundestag des Frankenbundes

Der Frankenbund beschreitet Neuland:
Beim Bundestag ging man erstmals nach Tauberfranken.
Der frühere Landrat Georg Denzer erhielt den Kulturpreis.

 

„Franken ist ein offenes Land und vielfältig", betonte der Vorsitzende des Frankenbunds, Dr. Paul Beinhofer,
am Samstag beim Bundestag in der Tauberbischofsheimer Schlossdiele. Die Region sei weit mehr als die drei
Regierungsbezirke in Bayern, wie er bei der Begrüßung der Vereine aus Tauberfranken, Südthüringen
und aus Augsburg unterstrich. Erstmals war der Frankenbund bei seinem Bundestag, der Hauptversammlung
der Vereinigung, im badischen Teil des Frankenlands, Ausrichter waren die Tauberfränkischen Heimatfreunde.

Die Kulturregion mit ihrer reichhaltigen Geschichte erlebbar zu machen und diesen Reichtum weiterzugeben,
das hat sich der Zusammenschluss der historisch interessierten Gruppierungen auf die Fahnen geschrieben.
Als eine Aktion nannte Beinhofer jüngst die gelungene Orgelwanderung von Urphar nach Bronnbach
mit Prof. Arno Leicht. „Dabei haben wir erlebt, wie nahe die kulturhistorischen Schätze beieinander liegen
und wie zufällig die Landesgrenzen sind." Doch solche Grenzen sollten niemanden hindern,
die gemeinsame Kultur zu pflegen.

Für den Erhalt des kulturellen Erbes hat sich der frühere Landrat des Main-Tauber-Kreises, Georg Denzer,
mit großem Engagement eingesetzt. „Er hat neue Akzente gesetzt und Kloster Bronnbach vor dem Verfall gerettet",
würdigte Beinhofer. „Sie leben die fränkische Art." Beinhofer nannte den Main-Tauber-Kreis einen wichtigen
Bestandteil Frankens, was durch die vielfältige Vernetzung zum Ausdruck gebracht werde.

Die Laudatio mit einem spannenden Rückblick auf den Kauf des Klosters durch den Kreis von damals 1,9 Millionen
Mark, hielt Dr. Jürgen Gernert. Bereits kurz nach seiner Amtsübernahme 1983 habe Denzer Gespräche
und Verhandlungen mit der Eigentümerfamilie der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg aufgenommen.
In eindrucksvollen Fotos zeigte Gernert die maroden Gebäude bei der Übernahme durch den Kreis
und die gelungene Sanierung.

Bronnbach fasziniere mit seiner Vollständigkeit und besonderen Atmosphäre. „Geschichtsbewusstsein gepaart
mit kultureller Verantwortung ließen den Landrat mutig den Erwerb angehen. Konsequent und beharrlich hat er
die Auferstehung des Ensembles verfolgt. Das war nicht immer leicht." Gernert bezeichnete Bronnbach als
kulturelles Juwel im Taubertal, „das es in seiner Pracht ohne unseren früheren Landrat mit ziemlicher Sicherheit
nicht geben würde". Mit der Preisverleihung schließe sich der Kreis vom Erkennen der historischen Rarität
über die Mühen der Renovierung bis zur Würdigung für das geschaffene Werk.

Georg Denzer, der die Bezeichnung Altlandrat als Festtitel des bayerischen Rechts dankend annahm, unterstrich
in launigen Worten sein fränkisches Grundverständnis, zu dem auch der Kreis als Tauberfranken zähle.
Man habe beim Frankenbund erkannt, dass er durch und durch fränkisch sei. Und er rechtfertigte die Kontaktpflege
zu den angrenzenden Landkreisen während seiner Amtszeit. „In Stuttgart wurde das oft als Indiz für separatistische
Gedanken gewertet", fügte er mit einem Schmunzeln an.

Als neues Mitglied im Frankenbund ist der Geschichts- und Heimatverein Kreuzwertheim offiziell aufgenommen
worden. Der Vorsitzende Manfred Schneider und der Bundesvorsitzende Dr. Paul Beinhofer besiegelten den Beitritt
mit ihrer Unterschrift. Zuvor hatte Schneider den Verein vorgestellt, der sich die Mitgliedschaft zum 30-jährigen
Bestehen selbst schenkte. Mit zwölf Veranstaltungen im Jahr und zahlreichen Publikationen ging er
auf die vielfältige Vereinsarbeit ein. 

An den Veranstaltungen des Frankenbunds kann nun auch der Kreuzwertheimer Verein teilnehmen.
Geschäftsführerin Dr. Christina Bergerhausen verwies auf die Bundesbeiratstagung am 30. März
als Austausch der Vereine, auf den Tag der Franken am 7. Juli in Neustadt und Sonneberg,
auf den Fränkischen Thementag am 28. September über „Musik in Franken" in Uffenheim
sowie den Bundestag am 19. Oktober in Marktbreit. Der Volksmusik will man sich 2019 verstärkt zuwenden.
Im Jahre 2020 feiert der Frankenbund dann sein 100-jähriges Bestehen.

Bürgermeister Wolfgang Vockel sieht in Tauberbischofsheim „ein gutes Stück Franken". Laut Glücksatlas
belege die Region den vierten Platz bei der Zufriedenheit der Menschen. Dazu wolle die Kreisstadt ihren Beitrag
leisten.

Für die musikalische Umrahmung des Festaktes sorgte das Quartett der Richard-Trunk-Musikschule
Tauberbischofsheim unter der Leitung von Johannes Wienand.

© Fränkische Nachrichten, 22.10.201, Diana Seufert


 

Festvortrag: Dr. Christian Naser referierte über die Bedeutung der fränkischen Weinhändler um 1720

Das Kartell der Kaufleute

 Die fränkischen Weinhändler, und darunter auch Kaufleute aus Tauberbischofsheim, gehörten im 18. Jahrhundert
zu den bedeutendsten ihre Zunft. Das legte Dr. Christian Naser vom Institut für deutschen Philologie
an der Universität Würzburg den interessierten Zuhörern beim Festakt des Frankenbundes in der Schlossdiele dar.
Der ausgewiesene Kenner hat auch in der Kreisstadt viele Spuren von wirtschaftlichen Beziehungen der wichtigen
Weinhändler erforscht, wie er in seinem Vortrag „Das Weinhändlerkartell - Die Anklage der Stadt Frankfurt
im Jahr 1718" verdeutlichte.

Unter den 30 Weinhändlern, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts den Frankfurter Weinmarkt aufbauten,
stammte die Hälfte aus dem Oberamtsbezirk Bischofsheim. Alle verzollten rund 1300 Fuder, also rund 1,2 Millionen
Liter der edlen Tropfen. Unter den fünf 1718 angeklagten Weinhändlern, die auf dem Weinmarkt illegal mit Pfälzer
Wein gehandelt haben, waren mit Georg Bögner und Matthieu Chandelle auch zwei aus Tauberbischofsheim.

1722 und 1726 kam es zu weiteren Konfrontationen mit der Stadt Frankfurt, wie der Referent unterstricht.
Man befürchtete, der fränkische Wein sollte in Misskredit gebracht werden. Daher holten sich die Kaufleute
Unterstützung beim Würzburger Fürstbischof, man erwog sogar einen Handelsboykott.

Dr. Naser ging auf die vielfältigen Verwandtschaftsbeziehungen ein. So habe man durch Heirat
ein gut funktionierendes Kartell erschaffen. Die Bedeutung der Franken sah Naser auch in der Intervention
sowohl durch den Würzburger Bischof als auch der Mainzer Kurfürst gegen das Frankfurter Vorgehen.

Die wissenschaftliche Arbeit hatte Naser auch zu architektonischen Hinterlassenschaften geführt,
wie das Bögner-Haus in Tauberbischofsheim oder das Buchler-Haus in Gerlachsheim.
Am Beispiel des Bögner-Hauses zeigte er die besondere Architektur der Weinkontore.
Doch vieles sei unwiederbringlich zerstört. Er würdigte Josef und Eleonore Seubert für ihren Einsatz
um das Buchler-Haus.

Der Vielfalt des tauberfränkischen Dialekts hatte sich Roland Veith verschrieben.
In Mundartgedichten von Josef Dürr wurdedies wirkungsvoll deutlich. 

© Fränkische Nachrichten, 22.10.201, Diana Seufert