Herbstfahrt

Die diesjährige Herbstfahrt der Tauberfränkischen Heimatfreunde fand am Samstag, den 22. September, statt.
Das Ziel ist Gelnhausen und zum Glauberg.

 

Nachdem die Frühjahrsfahrt die Tauberfränkischen Heimatfreunde in die wunderschöne Stadt Amberg
in der Oberpfalz geführt hatte, ging es jetzt mit der Herbstfahrt in die Gegenrichtung, ins Hessische,
nach Gelnhausen und zum „Keltenfürsten" vom Glauberg.
In Gelnhausen beeindruckten zunächst die vielen erhaltenen und gepflegten Fachwerkhäuser, die aber erst,
so erfuhren die Heimatfreunde durch die kompetente Stadtführerin, nach der Zerstörung
durch den Dreißigjährigen Krieg entstanden sind. Vorher waren die Bürger durch die Lage der Stadt
an der Via Regia, der uralten Handelsstraße, die von Santiago bis Moskau führte, „steinreich" gewesen,
sie konnten also ihre Häuser ganz aus Stein errichten. Durch die Kriegszerstörung blieben nur die steinernen Untergeschosse erhalten auf die dann die billigeren Fachwerkgeschosse aufgesetzt wurden,
die für uns heute das Stadtbild so interessant machen. Die Stadt wird überragt von der viertürmigen Marienkirche
aus romanischer und gotischer Zeit. Während der massive Westturm und das Langhaus
vom Ende des 12. Jahrhunderts noch die Formensprache der Romanik zeigen, geben die nur fünfzig Jahre später
entstandenen Ostteile, Chor und Chortürme sowie der hohe Vierungsturm durch die Leichtigkeit
der von Frankreich übernommenen Gotik ein ganz anderes Bild. Im Inneren der Kirche fand besonders
der einzigartige polygonale Lettner, ebenfalls aus der Mitte des 13.Jahrhunderts, großes Interesse.
An der linken Ecke erheben sich die Toten, von Gottes Hand geführt, aus ihren Gräbern,
und die Erlösten streben dem Paradies zu. Aber auf der rechten Seite zieht ein Teufel mit ganzer Kraft
die Verdammten zum geöffneten Höllenrachen, eine sehr drastische Darstellung, die den Menschen im Mittelalter
sicher große Angst einjagte. Doch direkt vor der Kirche liegt die „Petersiliengasse", in der die „Hübschlerinnen"
im Mittelalter den durchreisenden Kaufleuten ihre Dienste anboten.
Aber Gelnhausen hat noch ein weiteres Glanzlicht der mittelalterlichen Architektur zu bieten,
die Reste der berühmten Kaiserpfalz Kaiser Barbarossas, deren erhaltene Arkaden mit besonders fein ausgearbeiteten
Kapitellen geschmückt sind.

Das Nachmittagsprogramm führt die Heimatfreunde in eine 2500 Jahre zurückliegende Zeit, zu den Kelten
vom Glauberg, etwa 30 Kilometer nördlich von Gelnhausen. Der Glauberg ist seit etwa zwanzig Jahren
in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, als dort die fast völlig erhaltene Statue eines keltischen Priesterfürsten
gefunden wurde. Das Plateau des Glaubergs ist seit der Jungsteinzeit immer wieder in verschieden Phasen besiedelt
und festungsartig bebaut worden bis zur endgültigen Zerstörung 1256. An seinem Fuße wurde von 1994 bis 1997
der große keltische Grabhügel ausgegraben, den man einige Jahre zuvor auf Luftbildern entdeckt hatte.
An seinem Rande lag die Statue des Keltenfürsten mit seiner merkwürdigen Mistelkrone. Seit 2011 sind
die Grabfunde in dem neuen Museum zu bewundern, das einen Höhepunkt moderner Museumsarchitektur darstellt.
Voller neuer Einblicke in die Kulturgeschichte unserer Region ließen die Heimatfreunde die Fahrt mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen.

Die Frühjahrsfahrt 2019 am Samstag, dem 12. Mai, wird in den Odenwald nach Michelstadt und Erbach gehen,
um dort u.a. das neu gestaltete Elfenbeinmuseum im Erbacher Schloss und die Reste der „Einhardsbasilika"
aus der karolingischen Zeit anzuschauen. Interessierte können diese Fahrt schon einmal vormerken.

© Irmgard Michel