Seine "Geschichtli" und "Gedichtli" machten den "Schollenhupser" Franz Döhner unsterblich

Franz Döhner wurde am Dienstag, 21. Juni, vor 125 Jahren geboren.

Wie eine Botschaft aus einer anderen Welt liest sich der Anfang eines Berichts, der 1967 anlässlich Franz Döhners
70. Geburtstag in den FN erschienen war. Gerold Ringsdorf schrieb damals: „,Der Herr Döhner möchte die Redaktion
sprechen", so klingt es aus der Sprechmuschel. Das Gespräch kommt aus unserer Kundenempfangshalle.
,Welcher Herr Döhner?' wird zurückgefragt. ,Der Schollenhupser.' Der ,Herr Döhner', der dabeisteht
und diese Bezeichnung mit anhören muss, ist darob keineswegs beleidigt, nein, eher stolz. Denn den ,Schollenhupser'
hat er sich sozusagen als Künstlernamen zugelegt. Und er trägt ihn schon voll Stolz einige Jahrzehnte,
deutet er doch darauf hin, dass er kleiner Bauern Kind ist.'"

Schon in jungen Jahren musste Franz Döhner schwer arbeiten, er war „Dienstknecht, Waldarbeiter und Steinklopfer“,
heißt es in diesem Bericht weiter. Vielleicht haben diese harten Jahre seinen Blick für die kleinen und doch großen
Dinge geschärft, über die er später so gerne geschrieben und gedichtet hat. Selbst seine Verwundung im
Ersten Weltkrieg konnte Döhners feinsinnigem Geist nichts anhaben – während seiner Genesung befasste er sich
mit Gedichten des Tauberbischofsheimers Josef Dürr, der 1917 in Flandern gefallen war.

Die Liebe zur Natur und die Verbundenheit mit seinen Eltern ließen ihn dann die Landwirtschaft studieren:
1925 legte er sein Examen als Diplom-Landwirt ab. Doch die Arbeitslosigkeit war hoch, seinen Beruf
als Landwirtschaftslehrer in Boxberg konnte er nur im Winter ausüben. Deshalb verließ Franz Döhner
für sieben Jahre seine geliebte Heimat und wanderte nach Argentinien aus, um dort als Farmer tätig zu sein.
Dazu reiste er mit einem Segelschiff von Bremerhaven nach Buenos Aires und war zunächst auf Ölfeldern eingesetzt.
Später machte er Pampaland urbar, errichtete ein Lehmhaus und baute Getreide an. Doch aus beruflichen und
familiären Gründen zog es ihn zurück - nach seinen Anstellungen als Reichsbodenschätzer im Bereich
der Finanzämter Schopfheim und Freiburg ließ er sich wieder in seiner Heimat nieder.

In Tauberbischofsheim wurde er Geschäftsführer des Landwirtschaftsamtes und war Mitbegründer
des Kreisbauernverbandes. Die FN hatten sein Talent längst erkannt und veröffentlichten seine Kolumnen
unter den Titeln „Grüß Gott, liewe Landsleut'" und „Milchhäusles-Plaudereien". Diese Zeitung schrieb
zu seinem 70. Geburtstag: „War er kritisch und richtete diese Kritik an eine ,hohe Behörde',
dann ließ er sich sogar dazu herab, das in Hochdeutsch zu schreiben, damit er auch verstanden wird."

1947 wurde Franz Döhner Bodenschätzer beim Tauberbischofsheimer Finanzamt - ein weiterer Grund
für seinen Künstlernamen „Schollenhupser" - und fand dadurch auch immer wieder „Stoff" für neue Werke.
In der Volkshochschule veranstaltete er Heimatabende, gerne lud man ihn auch zu Brauchstumsabenden ein,
um dort seinen „Geschichtli und Gedichtli" zu lauschen.

Auch der Süddeutsche Rundfunk war auf den „Schollenhupser", mittlerweile Mitglied des fränkischen Schriftstellerverbandes, aufmerksam geworden - Franz Döhner war dort von 1950 an freier Mitarbeiter.
Viele von ihm verfasste Sendungen und Hörspiele wurden ausgestrahlt, unter anderem in der Reihe
„Lebende Mundartdichter" und „Sagen aus dem unteren Tauberfranken". In vielen Buchausgaben
waren zudem wesentliche Beiträge von ihm erschienen. Seine eigenen Bücher wie etwa „Heckenrosen"
sind heute längst vergriffen.

Wie berührend seine Mundart war, wird im letzten Satz, den er einmal in einem Brief schrieb, deutlich:
„Lieb' Gott! Wann du mi' rufe willst, daß i kumme söll, do kumm i halt! Ädder es bräsiert m'r goar not sou oarich!"
Franz Döhner starb am 4. November 1985 in Tauberbischofsheim.

Ende der 80er Jahre brachte sein Sohn Melchior Döhner bei den FN das begehrte Buch „Der Schollenhupser -
Erzählungen und Gedichte aus Tauberfranken in Hochdeutsch und Mundart" heraus. Außerdem haben die FN
das Tagebuch über den Aufenthalt seines Vaters in Argentinien in Auszügen veröffentlicht.

Als was für einen Menschen hat Melchior Döhner seinen Vater denn in Erinnerung?
„Ich habe ihn als sehr naturverbundenen, humorvollen und weltoffenen Mann erlebt. Seine Ruhe und Gelassenheit
fand ich immer bewundernswert. Sein starker Charakter hat mich geprägt."

© Fränkische Nachrichten, Sabine Holroyd, 21.6.2022