Die Nacht des Museums - 50 Jahre Museum

Museumsnacht in Tauberbischofsheim lockt viele Besucher an.


Mit einem Festzug marschierten die dekorierten Fahnenschwinger des Spielmannszugs der Freiwilligen Feuerwehr
der Stadt Tauberbischofsheim zusammen mit Bürgermeisterstellvertreter Gerhard Baumann
zum Kurmainzischen Schloss, wo die feierliche Eröffnung der „Langen Museumsnacht" stattfand.
Drinnen warteten allerlei Aktivitäten und Besonderheiten auf die großen und kleinen Besucher.
Die waren reichlich gekommen, besuchte man das Museum in den letzten beiden Jahren doch nur eingeschränkt.

Als die Idee zur Museumsnacht 1999 geboren wurde, sah niemand ab, welch großen Erfolg
die jährliche Veranstaltung haben wird. Ähnlich wie beim Film „Nachts im Museum", werden die Figuren
und Protagonisten der einzelnen Abteilungen wach und „führen" die Besucher förmlich durch ihre Zeit.
Da gibt es Handwerker, Spinnerinnen, Waschfrauen, Marketenderinnen, Hofstaat, Gesinde
und selbst die Herrschaft lässt sich herab, das gemeine Volk durch seine Räumlichkeiten zu führen
oder es an Aktivitäten teilhaben zu lassen, wie Sophie La Roche, Schwiegertochter des Mainzer Oberamtmannes,
zusammen mit ihren Enkeltöchtern Bettina und Ludovica, genannt Lulu, Brentano.
Sie halten Teestunde in der guten Stube und berichten aus ihrem Leben.

Waschfrauen in Aktion
Im Untergeschoss des Kurmainzischen Schlosses haben sich Waschfrauen versammelt und zeigen,
wie in früheren Zeiten Wäsche gewaschen wurde, vom Einweichen über Nacht, dem Durchstampfen in Lauge
und Rubbeln mit dem berühmten Waschbrett, wobei man sich immer wieder die Hände aufriss - jedenfalls früher,
wenn die Waschweiber mehr tratschten, als sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.Nebenan zeigte der alte Bürgermeister anhand des Stadtmodells die Entwicklung von Tauberbischofsheim
und hob die herausragende Bedeutung der Rosengasse heraus, die den leichten Mädchen vorbehalten war,
um den durch die Stadt reisenden Händlern zu Diensten zu sein.
Wer bei all der Information durstig war, durfte sich nebenan in der Gesindeküche an einem Schluck Apfelsaft
oder Schorle laben. Martha und Frederick, beide erst sechs beziehungsweise neun Jahre alt,
zeigten zusammen mit ihrem Vater Martin Mausefallen aus mehreren Jahrhunderten.
Die waren früher eine echte Plage und so gab es unterschiedliche Fallen für die kleinen Nager.
Eine erklärte auch ganz gut das Sprichwort: „Da beißt die Maus keinen Faden ab".
Denn um an die Nahrung in einem Loch zu kommen, musste erst ein Faden durchgenagt werden,
was schlaue Mäuse natürlich nicht taten.
Die Kunst des Buttermachens lernten Kinder und interessierte Erwachsene in der Küche mit alten Geräten,
aber frischer Milch. Das fertige Produkt musste dann gleich auf Brot geschmiert und probiert werden.

Moritat von der letzten Hinrichtung in Bischofsheim
Höhepunkt war aber die Moritat „Die letzte Hinrichtung in Bischofsheim", welche Wolfgang Klein am Akkordeon,
die Sänger Herbert Virneisel, Martin Schirmer und Dr. Michael Lippert sowie die „Zeigerin" der Zeichnungen
von Gunter Schmidt, Irmgard Michel, vortrefflich inszenierten. Die traurige Geschichte vom Mord
am Müller Stefan Trabold aus Königheim, der von seiner unglücklich verheirateten Frau Marianne,
deren Magd und ihrem Geliebten Andreas Geyer gemeinsam ermordet wird, fand großen Zuspruch bei den Besuchern.
Die Gerichtsakten und das Richtschwert, mit dem die drei hingerichtet wurden, sind im Museum ausgestellt,
wie viele andere Gegenstände der Stadtgeschichte.

Das Museum ist ein wahres Kleinod, und obwohl viele Tauberbischofsheimer noch nie darin waren,
auch mehrmals einen Besuch wert. Man findet immer wieder etwas Neues und kann damit sein Wissen
um die Stadt und ihre lange Tradition erfahren. Auch dazu dient die „Lange Museumsnacht",
neue Besucher anzulocken und für das Museum zu werben, wie die Vorsitzende Kerstin Haug-Zademack meinte.
Mit so einem Zuspruch wie in diesem Jahr hätte sie allerdings auch nicht gerechnet.
Das mache Mut für die Zukunft.

© Fränkische Nachrichten, Matthias Ernst, 12.9.2022