Verleihung des Landkreisehrenpreises

Viel Anerkennung für „wirklich herausragendes Engagement".
Fünf private Museen für ehrenamtliche Leistung ausgezeichnet.

Für Landrat Christoph Schauder war die Landkreisehrenpreis-Verleihung eine Premiere. Durch den 2007 vom
Kreistag beschlossenen Preis werden Personen und Gruppen ausgezeichnet, die sich auf Kreisebene aktiv
ehrenamtlich für kulturelle, sportliche, soziale, kirchliche oder andere gemeinnützige Ziele engagieren.

Sechste Preisvergabe

Bei dieser mittlerweile sechsten Preisvergabe freuten sich ganz besonders Heike Baumann, Vorsitzende
des Vereins Glasmuseum Wertheim und ihre Mitstreiter: Schauder zeichnete sie mit dem ersten Platz aus.
Die Glasskulptur und die Ehrenurkunde werden im Glasmuseum im ehemaligen Kallenbach'schen Haus
einen Ehrenplatz bekommen - und das Preisgeld in Höhe von 2000 Euro kommt der ehrenamtlichen
Museumsarbeit zugute.
Mit Preisgeldern in Höhe von 1000 Euro wurden das Tauberfränkische Landschaftsmuseum Tauberbischofsheim
(Platz zwei) und das Fingerhutmuseum in Creglingen (Platz drei) bedacht.
Mehr als nur ein Trostpreis sind die jeweils 500 Euro, die die Laudatoren Landrat Christoph Schauder
und Dezernentin Ursula Mühleck als Landkreisehrenpreis-Gabe dem Tauberländer Dorfmuseum
in Weikersheim (Platz vier) und der Pfeiferstube in Niklashausen (Platz fünf) überreichten.
15 Privatmuseen aus dem Main-Tauber-Kreis, ganz kleine ebenso wie wirklich große, hatten sich für den
Landkreisehrenpreis beworben. Das Rennen machten fünf wie Perlen auf der Schnur entlang des Tauberlaufs
aufgereihte Museen, die sämtlich von Frauen geleitet werden.
Allen gemeinsam ist die Verbundenheit mit der Heimatgeschichte, allen, dass jede Menge Herzblut
und persönliches Engagement aufgebracht werden. Bereits im Februar 2021 hatten die acht Juroren
- neben dem damaligen Landrat Reinhard Frank, Kreisheimatpflegerin Claudia Wieland,
Kreisrätin Ute Schindler-Neidlein und die Kreisräte Klaus Kornberger, Andreas Lehr, Rainer Moritz,
Rolf Müller und Albrecht Rudolf - die Bewerbungen genau unter die Lupe genommen. Werden sie
auch wirklich ehrenamtlich geführt? Wie steht es um die Strahlkraft, wie um Bedeutung und Umfang
von Thema und Sammlung? Und: Wie agil kümmert sich die jeweilige Gruppierung um ihre
- und möglichst auch neue - Klientel?

Charmante Vorstellungen
Der letzte Punkt, so wurde im Verlauf der charmanten und sehr persönlichen Vorstellungen der Museen
durch die Leiterinnen deutlich, liegt ihnen mindestens ebenso am Herzen wie die Erhaltung, Pflege
und Ergänzung der oft aus privat gesammelten Urzellen erwachsenen Museen. Wenn, wie jüngst,
ein Kind nachfragt, ob es dem Pfeifer Hans Böhm wohl weh tat, als er 1476 nach nur viermonatigem Wirken
als sozial-revolutionärer Prediger in Würzburg verbrannt wurde, dann weiß sich Marlise Düx, Vorsitzende
des Trägervereins „Der Pfeifer - Verein für Geschichte und Kultur Niklashausen" auf dem richtigen Weg.
Die 1991 eröffnete „Pfeiferstube" im Alten Rathaus ergänzte der Verein seither um Steinhauerstube, Dorfchronik,
Bauernstube und Gewandsammlung, die auch verliehen wird.

Auch das im fast 450 Jahre alten Kornbau am Weikersheimer Marktplatz untergebrachte Tauberländer Dorfmuseum,
das im September sein 50. Geburtstag feierte, setzt auf „Leben und Erleben" im Museum. Nach der Museumsnacht,
bei der das Ballettzentrum Röttingen zu Klängen aus der Bauzeit des Hauses gewaltig Leben ins Museum brachte,
verlockte der Verein gut 20 Schulklassen zum geführten Blick in die Lebens- und Arbeitswelt vergangener Tage,
wie die erst jüngst gewählte Vorsitzende des Vereins „Tauberfränkische Volkskultur" Johanetta Müller berichtete.

Absolut einzigartig ist das vor 40 Jahren von der Goldschmiedefamilie Greif gegründete, direkt unterhalb der
Creglinger Herrgottskirche gelegene Fingerhutmuseum. Aus den anfänglich 800 Exponaten rund um den Fingerhut
wurden mittlerweile über 4000 aus aller Welt stammende Exponate, die den Fingerhut als Arbeits-, Schmuck-
und Kunstutensil vom Altertum bis in die industrielle Neuzeit präsentieren. Bislang rund eine Million Besucher
zählte das inzwischen von Goldschmiedemeisterin Isgard Greif geführte Fingerhutmuseum, das leider der Pandemie
wegen sein 40-jähriges Jubiläum nicht groß feiern konnte.

Kerstin Haug-Zademack leitet als Vorsitzende des Vereins „Tauberfränkische Heimatfreunde" mit dem
Tauberfränkischen Landschaftsmuseum das größte ehrenamtlich geführte Museum Baden-Württembergs.
Rund 50 Ehrenamtlichen gelingt es, die in 20 Räumen des ehemaligen Kurmainzischen Schlosses zu
Tauberbischofsheim untergebrachten rund 6000 Exponate während der Saison von Ostern bis Ende Oktober
Besuchern täglich außer montags zugänglich zu machen - eine echte Meisterleistung. Die Exponate führen
durch die Zeiten - von frühgeschichtlichen Funden über die Arbeitswelt von Bauern und Handwerkern bis
in die Lebenswelt von Bürgertum und Adel.

Dank vieler ehrenamtlicher Helfer hat sich das Glasmuseum Wertheim zum Besuchermagneten entwickelt.
Sammler Hans Löber, Glasphysiker und erster Geschäftsführer des Glaswerks Wertheim, legte den Grundstock
mit seiner Sammlung von Guttrolfen, sehr speziellen Glasobjekten zum Höchstgenuss geistiger Tropfen.
Heike Baumann präsentierte eins dieser Wundergefäße. Gekonnt nutzte der Verein das im Pandemieumfeld
aufgelegte Förderprogramm „Neustart Kultur" unter anderem mit neu erarbeitetem Leitfaden
und Videopräsentation zum Durchstarten in die mediale Neuzeit. Im ehemaligen Kallenbach'schen Haus
und einem Nachbargebäude begeistern historischer Christbaumschmuck, Glaskunst, Phiolen und Ampullen,
klingende Quarzglas-Pyramiden, Glasspielstationen und der Museumsshop, der neben Mitgliedsbeiträgen,
Eintrittsgeldern und Spenden für die stabile Finanzierung sorgt.

Für die beschwingte musikalische Umrahmung sorgte am Saxofon Schauders persönlicher Referent,
Frank Mittnacht.

© Fränkische Nachrichten, Inge Braune, 26.10.2022