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Im Heizungskeller entstanden
In seinem Heizungskeller ging Rudi Knaus ans Werk - unbewusst genau an dem Tag, an dem Russland
die Ukraine angriff. Täglich machte er weiter, stützte beim Arbeiten mühevoll eine Hand auf die andere,
um nach und nach die Madonna aus Ton entstehen zu lassen. Ob er zu Beginn, also am 24. Februar,
schon gewusst habe, welchen Gesichtsausdruck sie haben würde? „Nein", antwortet Rudi Knaus, der
sich selbst nicht als Künstler betrachtet, und sagt: „Im Internet schaute ich mir Bilder von
Mutter-Gottes-Statuen an und richtete mich ungefähr danach."
Und wie kam er auf ihre Arme, die vor ihrem Oberkörper verschränkt sind? „Man sagt in manchen
Situationen ja immer wieder einmal: ,Mein Gott!‘ Wenn das jemand aber richtig ernsthaft meint, dann
sieht man bei ihm diese Geste", meint der 82-Jährige.
Drei Monate später kam der Tag, an dem Knaus beschloss, dass die Madonna nun fertig sei, und ließ sie trocknen.
Ehrlich gibt er zu: „Ich bin jedoch nie ganz zufrieden - das geht mir bei jedem meiner Werke so."
Dagegen fällt ihm das Loslassen sehr leicht. Etliche seiner Tontafeln hat er verschenkt: „Jeder, der eine
haben wollte, bekam eine. Ich hänge nicht an diesen Dingen und trauere ihnen auch nicht hinterher."
Ähnlich wird es auch mit der Madonna und ihrem Kranz mit seinen zwölf Sternen sein. Zusammen mit
seinem Sohn Christopher will er sie nach ihrer Weihe in die Kapelle stellen. Doch ein bisschen anders
wird es schon sein: „Es ist ein schönes Gefühl, sie dann dort zu wissen. Durch sie bekommt die Kapelle
wieder einen Inhalt. Den Walldürn-Wallfahrern kann sie in Zukunft auch als eine Station dienen."
Dekan würdigt Werk
Dekan Gerhard Hauk ist von Rudi Knaus' Madonna sehr angetan. Als „ausdrucksstark und ansprechend",
charakterisiert er die Darstellung gegenüber den FN. „Der Betrachter entdeckt in ihr die ,Schwester im Glauben'
oder, wie es im Marienlied heißt, ,die Frau aus dem Volke, die uns mitnehmen möchte auf dem Weg des Glaubens."
Schlichte und einfache Kleidung sowie der Sternenkranz seien in dieser Darstellung keine Gegensätze,
sondern kennzeichnen Maria als ganz besondere Frau. „Ein weiteres, überaus gelungenes Werk des Künstlers
Rudi Knaus", so die Meinung des Dekans.
Am Samstag, 18. Juni, weiht er sie um 16 Uhr an der Kapelle. Danach findet dort ein gemütliches Beisammensein
statt, dessen Unkosten die Tauberfränkischen Heimatfreunde übernehmen.
Rudi Knaus würde sich sehr freuen, wenn auch Königheimer Bürger
an dieser kleinen Feierstunde teilnehmen würden.
© Fränkische Nachrichten, Sabine Holroyd, 5.6.2022