Jahreshauptversammlung 2016

Kerstin Haug-Zademack steht künftig an der Spitze der Tauberfränkischen Heimatfreunde.
Sie setzte sich bei der Neuwahl gegen den zweiten Bewerber Armin Schaupp durch.

Am Freitag, dem 4. März fand die diesjährige Hauptversammlung der TauberfränkischenHeimatfreunde im
Kurmainzischen Schloss statt. Vor einer sehr großen Zahl an Mitgliedern blickte Vorsitzender Gernot Wamser
nach dem Totengedenken auf das Geschehen des letzten Jahres zurück. Er würdigte den Einsatz vieler Mitglieder
im Museumsdienst und bei zahlreichen Veranstaltungen.

Der Betrieb und Erhalt des Tauberfränkischen Heimatmuseums ist eine der zentralen Aufgaben des Vereins.
Dabei sind rund 60 Damen und Herren des Museumsdienstes während der Saison im Einsatz. Auch wurden
neue Exponate angeschafft und drei Bilder aus dem 18. Jahrhundert auf Initiative von Irmgard Michel
restauriert. Mit großem Aufwand wird eine Inventarliste erstellt, rund 5000 Einzelobjekte sind inzwischen
aufgeführt.

Besondere Höhepunkte im Vereinsjahr waren die Puppenausstellung sowie jene mit Backmodeln und deren
Abgüssen. Weiter ausgestattet wurde auch das sogenannte Limbach-Haus, hier ist die Dokumentation wichtiger
Abschnitte der Bischofsheimer Geschichte bald abgeschlossen.
Zur festen Tradition im Vereinsjahr gehören, so Gernot Wamser, die Besichtigungsfahrten, die herbstliche
Soiree und die Museumsnacht. Im letzten Jahr wurden dabei zum Thema "Reisen" rund 700 Besucher
gezählt. "Ein großer Pluspunkt für den Verein." Dazu gehört auch die im Jägerhäuschen eingerichtete
Kaffeestube sowie die museumspädagogischen Veranstaltungen zusammen mit der Grundschule am Schloss.
Für dieses Jahr kündigte der Vorsitzende zwei geplante Besichtigungsfahrten sowie die herbstliche Soiree an.

Seit 22 Jahren führt Ilse Schwarz die Kasse des Vereins. Grundlagen der soliden finanziellen Situation
bildeten demnach im letzten Jahr der Weihnachtsmarkt, die Puppenausstellung von Hildegard Günzel sowie
die Museumsnacht, aus denen rund 56 Prozent der Einnahmen stammen. In einer kurzen Laudatio würdigte
sie die Verdienste des scheidenden Vorsitzenden: "Gernot Wamser hat den Verein zu dem gemacht,
was er heute ist."
Keine Beanstandungen hatten die Kassenprüfer Paul Treu und Bernhard Schwing, so dass der gesamte
Vorstand einstimmig entlastet wurde.

Vor den Neuwahlen erinnerte Gernot Wamser daran, dass er nicht mehr für den Posten des Vorsitzenden zur
Verfügung steht, dem Verein aber auf keinen Fall den Rücken kehren möchte. Der neue Vorsitzende müsse in
der Lage sein, dem Verein zu ermöglichen, die in seiner Satzung festgelegten Aufgaben zu erfüllen. Deshalb
habe er im Vorfeld Gespräche geführt und mit Kerstin Haug-Zademack eine potenzielle Nachfolgerin
gefunden, die seit vielen Jahren im Verein aktiv und auch seit drei Jahren im Vorstand vertreten ist.
Gemeldet hat sich danach Armin Schaupp, der ebenfalls für das Amt des Vorsitzenden kandidierte.
Er ist aktiv bei den "Schlossgeistern" und verkörpert bei den Museumsnächten den "Mainzer Amtmann".
Die Leitung der Wahl, die auf Antrag geheim durchgeführt wurde, übernahm Rechtsanwalt Manfred Hau.
Nach Auszählung der Stimmen lag Kerstin Haug-Zademack mit 44 zu 37 Stimmen vorne. Sie nahm die Wahl an.
Zum Stellvertreter wurde - es war der Wunsch beider Kandidaten für den Vorsitz gewesen - Gernot Wamser
gewählt.
Kassenwartin bleibt Ilse Schwarz, Schriftführerin Irmgard Michel, Beisitzer Ute Häfner und Georg Hofmann,
Kassenprüfer Bernhard Schwing und Paul Treu.
Einstimmig wurde der vor kurzem verstorbene Wolfgang Hess für seine großen Verdienste um den Verein
posthum zum Ehrenmitglied ernannt.

In seiner Überleitung zum zweiten Teil des Abends, einem Vortrag von Frank Schwartz zu den kriegerischen Auseinandersetzungen im Jahr 1866 in Tauberbischofsheim, erinnerte Gernot Wamser an die erste vom damals
noch ganz jungen Verein herausgegebene Schrift. Im Jahr 1966, zum 100-jährigen Jubiläum des Gefechts um Bischofsheim, war der damalige Festvortrag von Dr. Ernst Clotz in Form einer Broschüre veröffentlicht worden.
Nun, 50 Jahre danach, wurde ein originalgetreuer Nachdruck aufgelegt, der im Museums-Shop sowie beim Buchhandel Schwarz auf Weiß erworben werden kann.


Im Anschluss schilderte Frank Schwartz, Oberstleutnant a. D., in seinem Vortrag das Geschehen am 27. Juli 1866 in Bischofsheim

Vorteile lagen auf Seiten der Preußen

Schwartz stellte das Geschehen in den geschichtlichen Rahmen des Streites um die Vorherrschaft zwischen dem
Deutschen Bund und Preußen mit dessen Verbündeten. Er schilderte das Geschehen zum einem mit zeitgenössichen Gemälden, die allerdings nach seinen Aussagen fast nie das tatsächliche Geschehen abbilden, sondern meist der Glorifizierung des Geschehens geschuldet waren. Dem gegenüber stellte er aktuelle Bilder des früheren Gefechtsfeldes und nahm so die Zuhörer mit zu den Geschehnissen des 24. Juli 1866.
Als Grundlagen dienten ihm die Aufarbeitung der historischen Grundlagen durch Manfred Hau,
als "Spiritus Rector" habe Hermann Müller gewirkt.
"Es war keine Schlacht und kein Scharmützel, sondern ein Gefecht", ordnete der Redner das Geschehen in und
um Tauberbischofsheim in die richtige kriegerische Kategorie ein. Beteiligt waren zwei Divisionen mit mehreren tausend Mann.
Auch mit einem weit verbreiteten Irrtum räumte Frank Schwartz auf: "Es gab nie ein Gefecht auf der Brücke,
sondern lediglich um die Brücke und damit um dem Übergang über die Tauber. Auch wenn dieses angebliche
Geschehen in zahlreichen Zeichnungen so dargestellt worden ist."

Eigentlich war die Auseinandersetzung zwischen den Machtblöcken mit der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli
militärisch bereits entschieden. Die preußischen Truppen unter General von Goeben aber setzten ihren Vorstoß
von Aschaffenburg aus in Richtung Würzburg weiter fort. Auf diesem Weg sollten die Übergänge über die Tauber
in Bischofsheim und Werbach erobert werden. Nach einem Scharmützel bei Hundheim am 23. Juli rückten die
Soldaten der Preußen und ihrer Verbündeten einen Tag später auf das von den Württembergern gehalte Bischofsheim vor. Beide Seiten brachten ihre Artillerie in Stellung, wobei zunächst die Württemberger Vorteile hatten.

Vorstoß auf die Stadt

Dann aber stießen die preußischen Truppen auf der heutigen Külsheimer Straße in Richtung Stadt vor,
beendeten das erste Feuergefecht am heutigen Zipf-Kreisel erfolgreich und rückten über die jetzige
Hauptstraße ins Zentrum der Stadt bis auf den Marktplatz vor. Gleichzeitig umgingen weitere preußische Truppen
entlang des Brehmbachs die Stadt und erreichten die Tauber.

Um eine Umzingelung zu vermeiden, zogen sich die Württemberger über die Tauber zurück und besetzten die Bereiche am Laurentiusberg, Brenner und Hamberg. Frank Schwartz zeigte dann anhand historischer Karten
und heutiger Fotografien, dass die preußischen Truppen beim Gefecht um den Tauberübergang strategische
Vorteile durch das auf Stadtseite höher gelegeneGelände und damit ein wesentlich besseres Schussfeld hatten.
Dazu kam - wie sich auch schon bei Königgrätz gezeigt hatte- das weit überlegene preußische Zündnadelwehr.
Die Feuergeschwindigkeit war mit bis zu fünf Schuss pro Minute mehr als doppelt so hoch wie die beim
württembergischen Gewehr. Schließlich gelang es den Preußen, durch die Tauber zu waten und einen Brückenkopf auf der anderen Seite zu bilden. Alle Gegenangriffe der Württemberger scheiterten an der Feuerkraft der
gegnerischen Soldaten. Schließlich zogen sich die Württemberger Richtung Großrinderfeld zurück und die Preußen rückten auch in Hochhausen und Werbach ein.

Für die Stadt Tauberbischofsheim gab es am Abend noch eine segensreiche Wendung:
Der Befehl an die württembergische Artillerie, die Stadt nachts mit Brandgranaten zu beschießen, wurde auf Intervention eines badischen Generals zurückgenommen. Unbeschadet aber hat die Stadt das Gefecht nicht
überstanden: Rund 200 bis 300 Granaten hatten in der Stadt eingeschlagen, 67 Häuser wurden beschädigt.
"Überbleibsel" sind unter anderem hoch oben im Türmersturm sowie in der Wand der Gastwirtschaft an der
Tauberkreuzung (Rock- und Jazzkantine, Anm. d. Red.) noch zu finden.
Auf dem Friedhof wurden zahlreiche Gefallene beerdigt, die Verwundeten im Krankenhaus
sowie in Behelfslazaretten versorgt. Allerdings galten zu jener Zeit Verwundete für die meisten
Befehlshaber als "Hindernisse".
Insgesamt wurden in diesem Gefecht auf preußischer Seite 126 Gefallene und Verwundete gezählt,
auf württembergischer rund 700.

Hinweis:
Rund um das Datum 24. Juli, dem Tag des Gefechts vor 150 Jahren, sind Aktivitäten geplant. So wird an
diesem Tag ein Gedenkgottesdienst abgehalten mit anschließendem Gedenken am Ehrenmal in der Albert-
Schweizer-Straße. In der Stadthalle wird das DRK mit einer Ausstellung an das Sanitätswesen jener Zeit
erinnern, die Bildausstellung dieser Veranstaltung wird anschließend auch im Kurmainzischen Schloss
gezeigt.

weiterer Artikel zum 24. Juli 1866

© Norbert Seybold, Fränkische Nachrichten, Dienstag, 08.03.2016