Eröffnung der Museumssaison 2024 am Palmsonntag

Das Tauberfränkische Landschaftsmuseum öffnet am Palmsonntag, 24.03.2024, wieder
seine Pforten. Die Besucher erwarten viele seltene, Jahrhunderte alte Schätze - darunter
eine Pestmedaille von 1539.

Traditionell eröffnet das überaus liebevoll gehegte und gepflegte Tauberfränkische Landschaftsmuseum im
Kurmainzischen Schloss von Tauberbischofsheim am Palmsonntag seine Pforten. Das Vorstandsteam
Kerstin Haug-Zademack und Irmgard Michel zeigte nun den FN, was sich während des „Winterschlafs" des
Museums so alles getan hat - eine ganze Menge nämlich.
Sie freuen sich sehr über die neuen, bruchsicheren und beleuchteten Vitrinen im ersten Stock, in denen bereits
vorhandene Ausstellungsstücke und neue Schätze gleichermaßen jetzt noch viel besser zur Geltung kommen.
Glanzstück ist die Pestmedaille von 1539, von Wolf Milicz in Silber gegossen und zum Teil vergoldet.
Diese Medaille ist äußerst selten zu bewundern und war bisher nur im Reichsmuseum von Amsterdam,
im Stadtmuseum Leipzig und in der Kunstkammer von Stuttgart zu sehen.

Der Vulkan, der den Winter brachte
Daneben sind auch verschiedene Hungertaler aus den entbehrungsreichen Jahren 1816/17 zu bewundern.
Sie erinnern an den Vulkan, der den Winter brachte: Nach der Eruption des Tambora in Indonesien brachen
durch die damit einhergehende viel zu kurze Vegetationsphase von 60 Tagen und daraus resultierende Missernten
furchtbare Hungersnöte aus - in Württemberg etwa wurde aus Knochenmehl Suppe gekocht, in China aßen
die Menschen Lehm, in Kanada verfütterte man Fische an die Schweine. Die Lebensmittelpreise schossen in
schwindelerregende Höhen.

Im Renaissanceschrank des Museums haben sich darüber hinaus zwei Blätter aus einem lateinischen Antiphonar
befunden, einem Buch mit den Gesängen für das liturgische Stundengebet. Die Fragmente bestehen aus Pergament
und stammen aus dem 14. Jahrhundert. Irmgard Michel hat die Vorder- und Rückseite jeweils vorsichtig gerahmt.
Allein schon die beiden großen Spaltinitialien M und S sind ungemein kunstvoll gezeichnet und ein wahrer
Augenschmaus. Erklärende Texte von Irmgard Michel gibt es wie bei diesen Blättern auch zu jedem anderen
Ausstellungsstück.
Original-Spielkarten von Heinrich Friedrich Müller (1779 bis 1848) sind ab Sonntag ebenfalls im Museum
ausgestellt. Sie gehören zu dem Würfelspiel „Glocke und Hammer", das zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkam
und innerhalb weniger Jahrzehnte auch über den deutschsprachigen Raum hinaus erfolgreich war - unter anderem
in England, Frankreich und Spanien. Besonders bei der jüdischen Bevölkerung war es ein beliebtes Gesellschafts-
spiel während des Chanukka-Fests. Nach 1945 verschwand es nahezu komplett. Auch hier hat Irmgard Michel
für eine ansprechende Gestaltung gesorgt.

Sie und Kerstin Haug-Zademack werden in diesem Jahr beide 80 und kümmern sich nichtsdestotrotz auf-
opferungsvoll um das Museum - dem Schatzkästchen der Stadt. Im Biedermeier-Zimmer im Erdgeschoss
sind außerdem seit neuestem vier entzückende Täschchen aus Metallgarn eingezogen. Sie stammen ebenso
aus der Sammlung der Würzburgerin Birgit Hauck wie der Steiff-Teddybär, den sie selbst sehr liebte
und der um die 70 Jahre alt sein muss.

Wer gerne Aufsichtsdienste im Museum übernehmen möchte, kann sich beim Tauberfränkischen
Landschaftsmuseum, Telefon 09341/3760, 897734 oder 5820, beziehungsweise unter der E-Mail-Adresse
g.wamser@gmx.net melden.

© Fränkische Nachrichten, Sabine Holroyd, 19.3.2024