60-jähriges Jubiläum der Tauberfränkischen Heimatfreunde

60 Jahre Einsatz für Heimat und Kultur in Tauberbischofsheim.
Rückblick auf die Geschichte vom Verschönerungs- bis zum Kulturverein mit Museum.


Mit der Vorlage einer Satzung, die neben heimat- und kulturgeschichtlichen Aufgaben ausdrücklich die Einrichtung,
Unterhaltung und Weiterführung eines Museums im Kurmainzischen Schloß forderte, waren am 23. Januar 1964
die Bedingungen zur Gründung des Vereins der „Tauberfränkischen Heimatfreunde Tauberbischofsheim e. V."
endlich erfüllt.
Der Weg dorthin war lang und begann bereits vor 1900 mit einem Verschönerungs- und Verkehrsverein,
der sich vor allem für den Erhalt und die Pflege des städtischen Baumbestands in Anlagen
und am Stadtrand verpflichtete!
Daraus ging 1922 der „Bezirksverein für Heimatpflege"hervor, der die Peterskapelle als Domizil nutzte.
Die Leiter waren zunächst die Gymnasialdirektoren Dr. Lengle und Rach sowie Realschulrektor Grein.
Wichtigster Sammler war ab 1931 bis zu seinem Tod 1946 Stadtpfarrer Erich Weick, dessen besondere Vorliebe
der Frühgeschichte galt.
Während des Krieges ruhten die Tätigkeiten und wurden erst 1949 von der „Gesellschaft für Heimatpflege"
unter Hugo Stang wieder aufgegriffen. Ihm folgte ab 1957 Hugo Pahl.
Zielen waren die treuhänderische Verwaltung der Artefakte in der Peterskapelle sowie die Vorbereitung
des 1200-jährigen Stadtjubiläums 1955. Bereits damals bemühte man sich, ins Kurmainzischen Schloß umziehen
zu dürfen, was zunächst daran scheiterte, daß die genannte Gesellschaft kein rechtsfähiger Verein war
und die Räume noch als Schul- und Ersatz-Amtsgebäude genutzt wurden. Grünes Licht konnte dem 1964
gegründeten Verein erst gegeben werden, nachdem die Bundeswehrfachschule 1965 auszog
und der Gemeinderat der Einrichtung eines Museums zustimmte.
Nun begannen umfangrangreiche Umbau- und Sanierungsarbeiten, die ohne den ehrenamtlichen Einsatz
vieler Helfer nicht denkbar gewesen wären. In erster Linie sind hier der unermüdliche Einsatz
des Vereinsvorsitzenden und Mitglieds im Frankenbund, Herrn Oberamtsrichters Dr. Otto Heinrich Chrestin
und des Kreisheimatpflegers Wilhelm Wamser zu nennen sowie des Hauptkonservators Dr. Albrecht Dauber
vom Landesamt für Denkmalpflege in Karlsruhe, der die Bemühungen stets unterstützte. Dank vieler Schenkungen
konnte das Museum bestückt und in einem Festakt am 5. Juli 1970 feierlich eröffnet werden.
An der Nahtstelle des Kurmainzischen Oberstifts zum Stift Würzburg, dem Deutschen Orden und den
evangelischen Grafschaften Wertheim und Hohenlohe-Weikersheim gelegen, wird hier seitdem die ganze Palette
bunter Vielfalt des Tauberlandes übergreifend ins Bauland und den Ochsenfurter Gau präsentiert.

Nachfolger von Dr. Chrestin waren Ottmar Bischof (1979-1991), Gernot Wamser (1991-2007),
Manfred Frank (2007-2013), erneut Gernot Wamser (2013-2016) und seit 2016 Kerstin Haug-Zademack.
Diesem reichen Erbe verpflichtet und im Gedenken der Ziele der Gründungsväter, hatte der Verein
am 15. September anläßlich seines 60-jährigen Jubiläums zunächst vors Schloß und anschließend
zu Kurzführungen geladen.  Nach der Eröffnung mit Liedbeiträgen des Männergesangvereins Liederkranz 1844,
den Grußworten der Bürgermeisterin Anette Schmidt und der Vorsitzenden der Heimatfreunde,
Kerstin Haug-Zademack, konnten die Besucher unter verschiedenen Themenführungen wählen.

So wurde die schillernde Persönlichkeit des Johann Gallus Jakob, dem letztlich der Bau der Würzburger Residenz
zu verdanken ist, eingehend beleuchtet wie auch die Bischofsheimer Weinhändlerfamilie Bögner,
die Kopien der Grünewald-Tafeln und Kurfürst Clemens August, Herr der fünf Kirchen.
Kinder konnten sich an der Puppenstube erfreuen oder über die Mechanismen der Mausfallen gruseln,
selbstverständlich ohne Lebendopfer! Eine sehr rege Diskussion entwickelte sich unter den sichtlich
interessierten Gästen bei der Erläuterung eines Planes zur bereits 1835 beabsichtigten Tauberregulierung.
Für die Verpflegung der Gäste sorgte das bewährte Team der „Kellergeister" mit einem Imbiss-
und Getränkewagen im Schloßhof.
Auch wenn man allen Veranstaltern einen etwas regeren Zuspruch hätte wünschen dürfen,
bestätigten die intensiven Nachfragen bei den Führungen, trotz Konkurrenz mit der Königshöfer Messe
und anderen Veranstaltungen, die Wichtigkeit des Erhalts historischen Kulturgutes und dessen Präsentation.

Irmgard Wernher-Lippert