Würdigung des künstlerischen Schaffens mit Ton von Rudi Knaus

Feinfühlige Kunst aus sprödem Material
Die Tauberfränkischen Heimatfreunde haben anlässlich des 80. Geburtstags von Rudi Knaus
ein Büchlein herausgegeben, das sich den Tonplastiken des Tauberbischofsheimer Künstlers widmet.


Archaisch und geprägt von tiefem Glauben: Die Tonarbeiten von Rudi Knaus sind keine Kunst, die auf die
vordergründige Schönheit abheben. Vielmehr sind sie Ausdruck der Beschwerlichkeit des Lebens
auf der einen Seite sowie der Erfüllung und Erlösung des Menschen durch den Glauben,
hier vor allem durch die Nächstenliebe, auf der anderen Seite.
„Die Tonplastiken stellen eine künstlerische Auseinandersetzung mit Bibelzitaten dar",
charakterisierte Bankvorstand Michael Schneider das Arbeiten mit Ton von Rudi Knaus
anlässlich einer Ausstellung in der Volksbank Main-Tauber in Tauberbischofsheim im Jahr 2014.
„Der Ton verdeutlicht in seiner Erdhaftigkeit in besonderer Weise die menschliche Existenz. Auf bewegende Weise
ist es Rudi Knaus gelungen, die Botschaft der alten Texte ins Heute zu übersetzen." Zweifellos sind die Tonreliefs
Werke, deren tiefere Bedeutung sich erst nach mehrmaligem Betrachten erschließt. Man muss sich einlassen
auf die „Bibelzitate in künstlerischer Form".

Gelungene grafische Gestaltung
Das Büchlein der Tauberfränkischen Heimatfreunde mit dem Titel „Ich hab dich bei deinem Namen gerufen,
du gehörst mir" gibt usgiebig Gelegenheit, sich mit den Arbeiten aus Ton von Rudi Knaus in Ruhe auseinanderzusetzen. Grafisch gestaltet von Rudi Knaus' Sohn Christopher werden in dem Band den Tonarbeiten
die Bibelzitate sowie Kommentare von Diethard Schwarz, Dominik Albert und Rudi Knaus selbst gegenübergestellt.
Die Tonreliefs und -figuren haben Winfried Kleitsch und Kerstin Haug-Zademack fotografiert.

Dekan Gerhard Hauk erinnert sich in seinem Vorwort an die Ausstellung in der Volksbank:
„Ich war fasziniert von den Tontafeln, aber auch von den Worten, mit denen der Künstler das Werden und Entstehen
einer jeden Tontafel beschrieben hatte. Da war nicht nur das bewundernswerte Ergebnis einer Künstlerhand zu sehen,
da war nicht nur Begeisterung, Leidenschaft und Liebe zu jeder einzelnen Skulptur herauszuhören,
sondern im Betrachten der Kunstwerke und im Hören der wohlgesetzten Worte war zu spüren,
mit welcher Tiefe Rudi Knaus sich in das Leben der zahlreichen biblischen Figuren hineinversetzt hatte."

Gottes Schöpfung achten
Zu spüren sei auch sein Anliegen, in seinen Werken das zu erhalten und weiterzugeben, was er selbst in diesen biblischen Personen entdeckt habe, so Hauk weiter. Er selbst habe die Entstehung der Tontafel „Sonnengesang des
heiligen Franziskus" miterleben dürfen. Sie ziert seit mittlerweile zehn Jahren den Klösterlegarten in der Kreisstadt.
„Sie lädt den Betrachter zum Nachdenken ein", so der Dekan. Obgleich diese Tontafel von Leichtigkeit beflügelt sei,
mindere dies keineswegs die ernsthafte Mahnung des Heiligen, mit Gottes Schöpfung mit Sorgfalt und Achtsamkeit umzugehen.
Die ersten Reaktionen, die Rudi Knaus mittlerweile auf das Büchlein bekommen hat, bestätigen diese Einschätzung des Werks des Tauberbischofsheimer Künstlers. „Die einst in Tauberbischofsheim wirkende Schwester Dr. Eoliba
Greinemann sprach von einem „Edelstein", den sie an ihrer derzeitigen Wirkungsstätte im Gemeinschaftsraum für die tägliche Meditation aufgelegt habe", freut sich Rudi Knaus im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten über die positive Resonanz, die eine Tonarbeiten erhalten haben. „Sie schlagen dort jeden Tag eine andere Seite für die Tageslosung oder -meditation auf."
Auch ein Ehepaar habe ihm geschrieben, dass es jeden Tag eine andere Seite des Buchs nehme, um zu meditieren und den Tag anach zu gestalten.
„Ich bin froh, dass Kerstin Haug-Zademack das Büchlein iniziiert, auf den Weg gebracht und dessen Realisierung begleitet hat", agt Knaus. Dabei waren seine Tonarbeiten eigentlich nicht dafür gedacht, öffentlich ausgestellt zu werden.

Erstmalig in Kontakt mit dem Werkstoff Ton kam er bei Bastelabenden für das Gemeindehaus St. Bonifatius.
Das Material hatte sein Interesse geweckt und er begann auch zuhause mit Ton, den er von einer Ziegelei in Buchen bekam, zu modellieren. Für das Arbeiten mit einer Drehscheibe war er ungeeignet. „Das Modellieren mit den Händen bereitete mir zunehmend Freude und bald entstanden meine ersten Tontafeln mit biblischen Motiven", erinnert sich Rudi Knaus. Als Vorbilder ür seine Tonreliefs nennt der Tauberbischofsheimer die Künstler Ernst Alt und Ernst Bärlach.

Zwei Impulsgeber
Der ehemalige Tauberbischofsheimer Pfarrer Fritz Ulmer und der einstige Vorstandsvorsitzende der Volksbank, Diethard Schwarz, chließlich waren die entscheidenden Impulsgeber dafür, dass die Tonarbeiten auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich urden. Ersterer habe ihn immer wieder ermutigt, weiterzumachen und baldmöglichst eine Ausstellung anzustreben. Letzterer habe ihn dann gebeten, die Tafeln als letzte Ausstellung seiner Dienstzeit in der Volksbank zu präsentieren.
Jene erste Präsentation 1999 sei für ihn und seine Frau Mechthild ein „großartiges Ereignis" gewesen und der „schöne
Beginn von bislang zwölf Ausstellungen, die mich an unterschiedlichste Orte geführt haben".

Eine Tür zum Glauben finden
Besonders ist ihm die Präsentation seiner Tonreliefs in Luxemburg in Erinnerung geblieben. „Dort sollten sich Firmanden eweils eine Tafel aussuchen und mit mir darüber sprechen", berichtet er. „Es hat lange gedauert, bis jeder eine Tafel gewählt hatte, dafür waren die Gespräche mit den Jugendlichen über ihre Empfindungen und Assoziationen umso intensiver und schöner."
Hier erfüllten die Tontafeln die Funktion, die ihnen Rudi Knaus auch zugedacht hat. „Ich wünsche mir, dass die Besucher eine für, einen Zugang zu meinen Reliefs finden", sagte er bei der Ausstellung in der Volksbank 2014.
Dass die Reliefs nach dem Trocknungsvorgang und dem Brennen auf alten Türfüllungen befestigt werden,
hat durchaus Symbolcharakter - zum einen als Einladung oder auch als Ablehnung zum Eintreten, andererseits
aber auch als Zugang zur Bibel. So habe auch Jesus gesagt: „Ich bin die Tür."
Für die Vorsitzende der Tauberfränkischen Heimatfreunde, Kerstin Haug-Zademack, ist es ein besonderes Anliegen, die Tontafeln mit Reliefs von Rudi Knaus in einem zu würdigen. „Mit großer Feinfühligkeit arbeitet er die Emotionen seiner Figuren aus dem spröden Material heraus - und diese Gestalten sind immer auch Anfragen an uns: Wie steht es um Deine Beziehung zu Gott", schreibt die Vorsitzende in ihrem Grußwort. Die Einträge der Besucher der Ausstellungen hätten gezeigt, dass es Rudi Knaus mit seinen Tontafeln gelungen sei, den Betrachter seiner Werke zu erreichen und zu bewegen. Auch der Band werde das tun.

© Fränkische Nachrichten, Freitag, 22.05.2020