Bald erste Stolpersteine in Tauberbischofsheim

Familie Brückheimer sind die ersten zwölf Messingkopfsteine mit biographischen Daten gewidmet.

Auch in einer Kleinstadt wie Tauberbischofsheim wurden Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus
ausgegrenzt, erniedrigt, bedroht und verfolgt. Auf das Schicksal dieser Menschen sollen 
ab dem kommenden Jahr Stolpersteine hinweisen. Der Grundsatzbeschluss dazu fiel in der Gemeinderatssitzung 
kurz vor Weihnachten 2024. 
Die Tauberbischofsheimer Stadträte stimmten nicht nur der Satzung der Stiftung „Spuren" zu, in der die Regeln 
für die Verlegung von Stolpersteinen festgelegt sind, sondern auch der „Erweiterung des Gedenkens an Opfer 
des Nationalsozialismus".

Das bedeutet kein ausschließliches Erinnern und Gedenken an die jüdischen Bürger Tauberbischofsheims. 
Vielmehr soll allen von den Nazis verfolgten Gruppen gedacht werden. Dazu gehören Obdachlose, Zeugen Jehovas,
Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung, Zwangsarbeiter, Deserteure, Prostituierte, Sinti und Roma
oder Menschen, die aufgrund ihrer Religion, politischen Einstellung, Hautfarbe oder religiösen Ausrichtung 
nicht ins nationalsozialistische Weltbild passten.

Schicksale müssen recherchiert und belegt werden
Voraussetzung für die Verlegung von Stolpersteinen durch den Künstler und Spuren-Initiator Gunter Demnig
ist die belegbare Recherche jedes Schicksals von verfolgten, deportierten, drangsalierten oder ermordeten 
ehemaligen Mitbürgern sowie deren Familiengeschichte. Eine weitere Voraussetzung lautet, dass überlebende 
Familienangehörige, Angehörige, denen die Flucht gelang oder in Sicherheit gebrachte Kinder sowie Menschen,
die aus Verzweiflung Selbstmord begingen, mit einbezogen werden. Für alle Opfer kann bei der Stiftung „Spuren"
ein Antrag auf Verlegung eines Stolpersteins gestellt werden.

Zwar gab der Gemeinderat mit seinem Grundsatzbeschluss den Startschuss, das Projekt Stolpersteine endlich auch
in Tauberbischofsheim anzugehen, die Stadt stellte aber klar, dass sie die Recherchearbeit und die Dokumentation
nicht leisten könne. Gudrun Weiske (Bürgerliste) hatte mit Werner Bartholme, Gunter Schmidt und Kerstin 
Haug-Zademack drei Vorstandsmitglieder des Vereins „die schul. Gedenkstätte Synagoge Wenkheim" mit ins Boot
geholt, dessen Vorsitzender Michael Knoblauch das Projekt in der Kreisstadt wohlwollend begleitet. Mittlerweile ist
auch die Stadt Tauberbischofsheim Vereinsmitglied. Dr. Sabine Münch von der Stadtverwaltung, die den
kooperativen und administrativen Part übernommen hat, ist eine wichtige Ansprechpartnerin für die rund zehn 
Ehrenamtlichen der Stolperstein-Gruppe.

Gemeinderat votiert am 22. Oktober über Verlegung
Sie hält die Verbindung zur Stiftung „Spuren", erfragt bei Hausbesitzern die Akzeptanz zur Verlegung, 
stellt Anträge und erstellt Sitzungsvorlagen für den Gemeinderat, der über jede Verlegung gesondert abzustimmen
hat. Für die im Mai 2026 geplante Verlegung soll die Zustimmung in der Gemeinderatssitzung am 22. Oktober
erfolgen. Die Stolpersteine werden der Familie Brückheimer gewidmet sein.

Joram Brückheimer und seine Lebensgefährtin Margrit Lakner gaben den Anstoß für diese erste 
Stolpersteinverlegung in Tauberbischofsheim. Das abwechselnd in Tel Aviv und Zürich lebende Paar kam 
im Juli 2023 auf einer Radtour entlang der Romantischen Straße auch nach Tauberbischofsheim. 
Das sollte der Anfang einer Reise in die Familiengeschichte sein.

Geschichtsinteressierte Neffen forschen
Joram Brückheimer erinnerte sich daran, dass er im Alter von 16 Jahren gemeinsam mit seinem Vater den Grabstein
seines Großvaters Max gerichtet hatte. Max Bruckheimer war einer der letzten, der auf dem jüdischen Friedhof 
der Kreisstadt beigesetzt wurde. Seine geschichtsinteressierten Neffen Eldad und Amir Elron waren elektrisiert 
von dieser Geschichte und den Wurzeln der Familie. Im August 2023 begleiteten sie den Onkel 
nach Tauberbischofsheim.

Frank Schwartz führte sie auf den jüdischen Spuren durch die Stadt. Die Familie suchte auch das Gespräch 
mit der Stadt, um für die Verlegung von Stolpersteinen zu werben, die sie selbst finanzieren wollten. Der damalige 
Bürgermeister-Stellvertreter Gerhard Baumann (CDU) gab das Ansinnen weiter, das letztlich durch die Offenheit
von Bürgermeisterin Anette Schmidt in den Gemeinderatsbeschluss mündete.

Akribische Biographiearbeit von Kerstin Haug-Zademack
Ende vergangener Woche besuchten Joram Brückheimer und Margrit Lakner die Stolperstein-Gruppe. 
Die Recherchen zur Familie Brückheimer sind nicht zuletzt durch die akribische Arbeit von Kerstin Haug-Zademack
auf Grundlage der Vorarbeit von Manfred Hau abgeschlossen. Der erste Verlegungsantrag bei der Stiftung „Spuren"
ist gestellt. Viele kleine Puzzleteile wurden zusammengeführt, bei Yad Vashem und in anderen Archiven recherchiert.
Eldad Elron, so berichtete Margrit Lakner, kann alte Fotografien beisteuern, die in die noch zu erstellende
Dokumentation einfließen sollen.

Letztlich wurden auch Ideen zur Gestaltung rund um die erste Stolperstein-Verlegung gesammelt. 
Die Kaufmännische Schule Tauberbischofsheim soll durch Schüler aus den Fächern Religion und Ethik 
in die Biografiearbeit einbezogen und ein Film gezeigt werden. Schließlich soll die Verlegung nicht im Stillen 
stattfinden, sondern allen Bürgerinnen, Bürgern und Interessierten Gelegenheit bieten, zu gedenken und das
Bewusstsein für Ausgrenzung und Verfolgung in einer ganz normalen tauberfränkischen Kleinstadt zu schärfen.

© Fränkische Nachrichten, Heike von Brandenstein, 13.10.2025