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Im Tauberfränkischen Landschaftsmuseum herrscht Aufbruchstimmung. Jetzt kann es endlich wieder losgehen.
Am Sonntag, 13. April, startete die neue Saison, und natürlich war das Vorstandsteam auch im vergangenen
Winter nicht untätig geblieben.
Irmgard Michel ist mit ihren 80 Jahren das personifizierte Lexikon des Museums. Zu jedem Ausstellungsstück kann sie etwas erklären und hat auch genaue Vorstellungen davon, wo welches Exponat am besten zur Geltung kommt.
Deshalb weiß sie auch über die Blätter aus einem lateinischen Antiphonar aus dem 14. Jahrhundert genau bescheid.
Ein Antiphonar ist ein Buch mit den Gesängen für das liturgische Stundengebet der Kirche.
Die Fragmente der Tauberbischofsheimer Exemplare, die aus Südwestdeutschland stammen, bestehen aus Pergament.
Besonders schön sind die zwei großen Initialen in Blau und Rot mit einem Fleuronnée in der Gegenfarbe
in Gestalt von gegenständig angeordneten lotusblattförmigen Füllungen mit andersfarbigen Mittelrippen.
Die Blätter befanden sich früher im Besitz des Tauberbischofsheimer Kirchenmusikers Heinz Auner.
Neben dem Stadtmodell von Rudi Knaus gibt es ab Sonntag noch ein weiteres „neues" Schmuckstück zu bewundern:
Dort steht nun nämlich das frisch restaurierte und jetzt mit Goldfarbe versehene Steinbild, das einst das sogenannte
Rincker-Haus am oberen Marktplatz zierte. Es zeigt die Krönung Mariens durch die heilige Dreifaltigkeit.
Dieses imposante Fachwerkhaus war von 1786 bis 1823 Sitz des Kurmainzischen Spitalverwalters Rincker.
Das Tauberfränkische Landschaftsmuseum befindet sich seit 55 Jahren im ehemaligen Kurmainzischen Schloss.
Verteilt auf 20 Räume, verfügt das Museum über eine Vielzahl von Exponaten und Sammlungen,
deren Auswahl und Anordnung einen Reiz besonderer Art ausüben.
Das Museum verfügt über eine ansehnliche vor- und frühgeschichtliche Sammlung, in der sich die kontinuierliche Besiedlung des mittleren Taubertals als Lebens- und Kulturraum widerspiegelt. Zahlreiche Bodenfunde aus der Altsteinzeit bis hin zur Alamannisch-Fränkischen Zeit sind in vier Räumen ausgestellt.
Ergänzt wird die Abteilung durch Versteinerungen aus verschiedenen Erdzeitaltern.
Einen breiten Raum nimmt im Landschaftsmuseum die Darstellung der Arbeitswelt von Bauern und Handwerkern,
aber auch des häuslichen Wirkens ein.
In stimmungsvoll ausgestatteten Wohnräumen erlebt man außerdem die Wohnkultur des Adels, der Bürger
und Bauern der tauberfränkischen Region vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert.
In mehreren Räumen liegt der Schwerpunkt der Ausstellung auf den Trachten der Region und volkskundlichen Exponaten. Reich ausgestattet ist das Museum auch mit sakralen Kunstwerken. Im ganzen Haus sind Gemälde
und Graphiken als Wandschmuck verteilt.
In mehreren Schauschränken kann man eine große Anzahl von Zinngeschirr und -geräten zu betrachten,
beispielsweise Schenkkannen, Trinkgefäße, Teller, Terrinen und Leuchter. Aus einer privaten Stiftung erhielt
das Museum eine reichhaltige Sammlung wertvoller Porzellane aus berühmten Manufakturen.
Lohnend ist auch die Betrachtung von Münzen der römischen Kaiserzeit, des Kurfürstentums Mainz,
des Fürstbistums Würzburg und des Großherzogtums Baden.
Schließlich ist die von einem Privatmann liebevoll zusammengetragene Sammlung verschiedener Tabakspfeifen
nicht nur einen Blick wert.
Zu folgenden Zeiten ist das Museum von 13. April bis 1. November geöffnet:
Dienstags bis samstags von 14 bis 16.30 Uhr sowie sonn- und feiertags von 10 bis 12 sowie 14 bis 16.30 Uhr.
© Fränkische Nachrichten, Sabine Holroyd, 9.4.2025