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Im Tauberfränkischen Landschaftsmuseum sind viele antike Schätze zu bewundern. Doch nach Meinung der
Tauberfränkischen Heimatfreunde findet der Kembacher Altar, der bisher in einer Nische untergebracht war,
nicht genug Beachtung und Wertschätzung. Schließlich stammen die beiden Reliefs des Flügelaltars mit großer
Wahrscheinlichkeit aus der Werkstatt Tilman Riemenschneiders.
In einer Mitgliederversammlung haben sich die Tauberfränkischen Heimatfreunde nun einstimmig
dafür entschieden, dieses außergewöhnliche Kunstwerk in enger Abstimmung mit dem Landesmuseum Karlsruhe
von einem fachkundigen akademischen Restaurator instandsetzen zu lassen. „Ganz wichtig", so erklärt
Kerstin Haug-Zademack bei einem Vor-Ort-Termin den FN gegenüber, „ist uns dabei, dass uns das Landesmuseum
den Verbleib des Altars in Tauberbischofsheim als Dauerleihgabe zusagt."
Der Altar aus Kembach stammt aus dem Jahr 1505, ist also 520 Jahre alt. Der evangelische Heiligenfond Kembach
hatte ihn 1902 dem Badischen Landesmuseum in Karlsruhe verkauft. Zur Eröffnung des Tauberfränkischen
Landschaftsmuseums 1922 in der Peterskapelle wurde er nach Tauberbischofsheim verliehen.
Eklatante Ähnlichkeit mit Riemenschneider-Reliefs
Kerstin Haug-Zademack deutet im FN-Gespräch auf den heiligen Laurentius im linken Flügel und Johannes
den Täufer rechts und sagt: „Im Stilvergleich stellt man fest, dass die beiden Reliefs identisch sind mit der
Laurentius-Darstellung im Mainfränkischen Museum in Würzburg, die aus der Riemenschneider-Werkstatt stammt,
und der Johannes-Figur, die Riemenschneider für den Außenpfeiler der Würzburger Marienkapelle 1500 und 1506
schuf." Die Jahreszahl 1505, die hinter der Madonna zu erkennen ist, spricht also ebenfalls für die Vermutung,
dass es sich hierbei um Riemenschneider-Werke handelt. Die ursprüngliche Madonna ging offensichtlich verloren,
weil die jetzige Muttergottesfigur stilistisch nicht ins „Gesamtbild" passt.
Eines der wertvollsten Ausstellungsstücke
„Dieses ,Altärchen‘ ist mit das Wertvollste, das wir hier im Museum beherbergen", erklärt Kerstin Haug-Zademack
die Bedeutung des Schreins. Gemeinsam mit der damals zweiten Vorsitzenden Irmgard Michel hatte sie als
Vorsitzende der Heimatfreunde schon vor längerer Zeit den Wunsch geäußert, ihn restaurieren zu lassen.
Doch Karlsruhe lehnte die Tauberbischofsheimer Initiative ab.
Kurz vor dem Vorstandswechsel bei den Heimatfreunden wagten die beiden nochmals einen Vorstoß.
Diesmal boten sie dem Landesmuseum an, dass der Verein selbst die Restaurierung übernehmen würde,
bekäme er eine Restaurierung gestattet. Diesmal gab es grünes Licht aus Karlsruhe. Die neue Vorsitzende
Irmgard Wernher-Lippert steht im Übrigen ebenfalls hinter dem Projekt „Großreinemachen" des kleinen Altars.
Der Auftrag wurde an ein renommiertes Würzburger Konservierungs- und Restaurierungsatelier vergeben.
Rund 34.000 Euro wird die „Schönheitskur" der beiden Flügel kosten. Kerstin Haug-Zademack erklärt diesen
stolzen Preis mit dem großen Aufwand, der viele Arbeitsstunden erfordere: „Zunächst einmal müssen die kleinen
Seidenblättchen, die vor bereits fast 40 Jahren zum Erhalt der Farbschicht aufgetragen worden waren, vorsichtig
entfernt werden. Die noch vorhandenen Farbschichten müssen gesichert und gesäubert werden,
denn vom Übermalen nimmt man heute Abstand".
Nach der „Kur" ein neues Prunkstück
Der Flügelaltar soll nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch tatsächlich aus seiner Nische herausgeholt werden.
Das Kleinklima, in dem er sich schon so lange befindet, ist schädlich für das Kunstwerk. Deshalb soll es auf einen
Unterbau mit Mensa und Prädella gestellt werden. Dafür ist dann ein Kunstschreiner aus Dittwar zuständig.
Falls sich keine passendere Madonna findet, soll ihr Platz leer bleiben. „Wenn die Arbeiten beendet sind, können wir
uns alle über ein neues Prunkstück in unserem Museum freuen", so Kerstin Haug-Zademack.
Wer für die Restaurierung des Flügelaltars spenden möchte, kann dies unter folgenden Bankverbindungen tun: Tauberfränkische Heimatfreunde, Sparkasse Tauberfranken, IBAN: DE 14 6735 2565 0002 0468 37
oder Volksbank Neckar-Odenwald-Main-Tauber, IBAN: DE 10 6739 0000 0070 6923 09.
© Fränkische Nachrichten, Sabine Holroyd, 9.10.2025