Gernot Wamser erhält Schlossmedaille

Als vierter Tauberbischofsheim Bürger wurde Gernot Wamser für seine Verdienste
die Schlossmedaille im Rahmen einer Feierstunde auf dem Schlossplatz verliehen
- die höchste Auszeichnung der Stadt.


Seit 1998 gibt es diese Ehrenmedaille, doch erst drei Bürger haben sie vor Gernot Wamser erhalten:
Dr. Thomas Bach, Hela Julier und Eberhard Bärthel.

Bürgermeisterin Anette Schmidt sprach am Freitag, den 30. Juli, denn auch von einer „sehr seltenen Veranstaltung".
Das Stadtoberhaupt hob vor vielen Gästen - neben Wamsers Familie und Wegbegleitern war auch
Bürgermeister a. D. Wolfgang Vockel auf den Schlossplatz gekommen - die Verdienste des 81-Jährigen
um das Wohl der Stadt hervor und ging besonders auf sein Wirken bei den Tauberfränkischen Heimatfreunden ein,
einem laut Anette Schmidt „wichtigem Kulturträger der Stadt Tauberbischofsheim".

„Unter Ihrer Leitung und Mitwirkung wurde über Jahrzehnte das ausschließlich ehrenamtlich geführte
und in der Fachwelt hoch angesehene Tauberfränkische Landschaftsmuseum auf hohem Niveau betrieben.
Sie waren maßgeblich daran beteiligt, dass die Exponate kontinuierlich erweitert wurden und haben ihren Bestand
in mühevoller Kleinarbeit inventarisiert", würdigte Anette Schmidt Wamsers Verdienste.
Auch bei der Fertigstellung von Rudi Knaus' Stadtmodell „Bischofsheim um 1750" war er beteiligt
und habe zudem bei der Restaurierung des Limbachhauses und der Peterskapelle,dem ältesten Bauwerk der Stadt,
entscheidend mitgearbeitet. Anette Schmidt wörtlich: „Das kulturelle Erbe von Tauberbischofsheim wurde
von Gernot Wamser mit Überzeugung, großem Fleiß, Geduld, Einsatz, Know-how und mit liebender Hand
bewahrt und gepflegt."Die Schlossmedaille scheine „eigens für ihn gemacht" worden zu sein.

Die Vorsitzende der Tauberfränkischen Heimatfreunde, Kerstin Haug-Zademack, und sein langjähriger Wegbegleiter
und Freund Oberstudiendirektor a. D. Hermann Müller würdigten Gernot Wamser mit netten Anekdoten. Kerstin
Haug-Zademack berichtete etwa von Bodenfunden im damaligen Neubaugebiet rechts der Tauber, die zunächst
im Keller der Wamsers zwischengelagert wurden - „sehr zum Verdruss von Mutter Wamser, die es im ganzen Haus
gerne aufgeräumt gehabt hätte". Gernot Wamsers Weg, so Kerstin Haug-Zademacks Schlussfolgerung, führte
„ganz natürlich und zwangsläufig zum Verein und zum Museum". Die Vorsitzende sagte unter dem Beifall
der vielen Gäste: „Sein Engagement in all den Jahren bis heute können wir nicht hoch genug einschätzen."

Hermann Müller erinnerte sich gern und auf witzige Weise an die Studienjahre zurück: „Wir ehemaligen Bischemer
Gymnasiasten waren damals in Heidelberg eine sehr unternehmungslustige und besonders nachtaktive Truppe.
Als Gernot 1960 dazukam, hatten die meisten von uns die studentischen Sturm- und Drang-Jahre allerdings
schon hinter sich und waren zahmer geworden - man musste ja irgendwann auch ans Examen denken.
Nächtliche Streifzüge durch die Altstadt wurden seltener. Der brave Gernot kam jedenfalls durch uns
kaum mehr in Gefahr, auf Abwege zu geraten."
Später am Matthias-Grünewald-Gymnasium sei ihm Gernot Wamser als jemand aufgefallen, der „zupackte
und organisieren konnte: Wo immer es etwas zu organisieren gab - bei Gernot lag alles in besten Händen",
sagte Hermann Müller. Sein Umgang mit Schülern sei „immer vorbildlich gewesen, einfühlsam auch gegenüber
den Leistungsschwächeren".

Ein sehr bewegter Gernot Wamser bewies seine Bescheidenheit, als er sagte: „Ich bin sehr stolz auf diese Auszeichnung, andererseits ist mir durchaus etwas mulmig zumute, und ich bin verlegen. Von dem, was hier gesagt
wurde, mag ja einiges seine Richtigkeit haben, aber ich fühle mich einfach viel zu sehr herausgehoben.
Ich bin nur einer von vielen, die sich hier ein bisschen in unserer schönen Stadt und um dieses Bischeme
verdient gemacht haben." Er betonte, die Schlossmedaille in Vertretung für seine vielen anderen Mitstreiter
angenommen zu haben.Sein ausdrücklicher Dank an diesem für ihn „unvergesslichen Tag" galt seiner Frau
Gabriele - „ohne ihr Verständnis und ohne ihre Mithilfe wäre mir sehr vieles nicht möglich gewesen", sagte er.

„Pflegen Sie unser Bischeme"
An seine Gäste appellierte Gernot Wamser: „Freuen Sie sich an Ihrer schönen Heimatstadt, seien Sie dankbar dafür
und pflegen Sie unser Bischeme - und kommen Sie doch mal wieder in unser tolles Museum."
Für seinen Enkelsohn Jakob gab es dann kein Halten mehr - er rannte zu seinem Opa und bewunderte die
Schlossmedaille ganz aus der Nähe.
Die Feierstunde wurde vom Saxophon-Ensemble der Musikschule unter der Leitung von Christoph Lewandowski
begleitet. Es spielten Sophia Henn, Joseph Michelberger, Clara Murphy und Greta Steinhoff.

 

FN-Interview: Im Gespräch mit Gernot Wamser
Im FN-Interview erklärt der frischgebackene Träger der Schlossmedaille, Gernot Wamser, sein unermüdliches
Engagement zum Wohle der Stadt und verrät seine Lieblingsplätze.

Herr Wamser, warum setzen Sie sich so sehr für Ihre Stadt ein?
Gernot Wamser: Von Jugend an fühlte ich mich der Stadt Tauberbischofsheim innerlich verbunden.
Daher setzte ich mich auch bei der Ausübung meines Berufs von Anfang an dafür ein, hier tätig sein zu dürfen.
Tauberbischofsheim war für mich in jeder Hinsicht immer meine Heimat. Auch meine 46 Jahre andauernde
Tätigkeit als Übungsleiter in der Basketballabteilung des TSV Tauberberbischofsheim hat zumindest teilweise
mit dieser Heimatverbundenheit zu tun.
Die Liebeserklärung des verstorbenen Ehrenbürgers Hugo Pahl - „Büscheme is sou schöö" - kann ich voll und ganz
nachvollziehen. Dass sich unser „TBB" in der Neuzeit zudem zu einer modernen Stadt entwickelt hat und in dieser Richtung weiter fortschreitet, freut mich natürlich.

Mein Engagement bei den Tauberfränkischen Heimatfreunden beziehungsweise im Museum ist die Folgerung
aus dieser inneren Beziehung. Daneben steht dann noch das angeborene und in der Tradition des Elternhauses
grundgelegte Interesse an allem, was mit Geschichte beziehungsweise Kunstgeschichtlichem zu tun hat.
Dazu hatte ich stets das Bedürfnis, Wissenswertes an Interessierte auch weiterzugeben.

Welches sind Ihre Lieblingsgebäude und -plätze in der Stadt?
Wamser: Das sind die noch erhaltenen historischen Gebäude - zum Beispiel der Türmersturm, die Peterskapelle
und die Sebastianuskapelle - sowie die vielen lauschigen Winkel in der Stadt.
Außerdem mag ich die spätgotische Schutzmantelmadonna auf der oberen Diele im Schloss,
den Platz vor der Kanzel in St. Martin mit dem Blick auf den Marienaltar, den Hochaltar von Thomas Buscher
sowie die Multscher-Madonna.

© Fränkische Nachrichten, Sabine Holroyd, Dienstag, 3. Augus.2021